Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof haben an ihrem Arbeitsplatz Höhen und Tiefen erlebt und ihrem Arbeitgeber immer die Treue gehalten. An der Sanierung 2004 haben sie kräftig mitgewirkt, indem sie sogar auf Lohn verzichtet haben. Die Ankündigung, dass beide Nürnberger Filialen – in der Innenstadt und im Frankenzentrum Langwasser – zum 31. Oktober geschlossen werden sollen, traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Kampflos wollen weder die Stadt Nürnberg, noch Gewerkschaft und Betriebsrat die Management-Entscheidung hinnehmen. Die katholische Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg steht in diesen Tagen fest an der Seite der Belegschaft.
Sein diesjähriger - schon zur Tradition gewordener - Betriebsbesuch führte Erzbischof Dr. Ludwig Schick am Dienstag in das Gerresheimer Werk nach Tettau. Vor Ort machte er sich ein Bild von der „Magie“ aber auch den Nöten der Glasindustrie.
„Betriebsratsarbeit ist eine Mission, eine Sendung! Dieses Bewusstsein sollten Sie für sich entwickeln.“ Mit diesen aufmunternden Worten resümierte Erzbischof Ludwig Schick ein Begegnungstreffen mit Betriebsräten aus dem gesamten Erzbistum. Solche Treffen organisiert die kath. Betriebsseelsorge in regelmäßigen Abständen, um dem Gespräch zwischen Kirche und Arbeitswelt eine konkrete Gestalt zu geben. Trotz der Coronakrise und unter Beachtung aller Sicherheitsmaßnahmen trafen sich ca. 35 Arbeitnehmervertreter zum Thema „100 Jahre Betriebsräte – weil der Mensch das Maß ist. Erfolgsgeschichten“.
Seit Tagen machen die Pläne über die harten Sanierungsmaßnahmen bei Galeria Karstadt Kaufhof Schlagzeilen. Angekündigt sind die Schließung zahlreicher Häuser und ein massiver Abbau von Personal vor Ort wie auch in den Tochtergesellschaften.
Der eklatante Anstieg von Covid-19 Infektionen und die Erkrankung hunderter osteuropäischer Arbeitsmigrant*innen in der fleischverarbeitenden Industrie hat im ganzen Land Empörung ausgelöst. Zu Recht: Unhaltbare, teils menschenunwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen durch unseriöse Werkverträge, überteuerte, unhygienische (Sammel-)Unterkünfte und Armutslöhne sind Ursache für zutiefst unmenschliche Zustände – nicht nur in der fleischverarbeitenden Industrie, sondern auch bei Erntehelfern aus Osteuropa.
Christina Adam arbeitet in Coburg für die Katholische Betriebsseelsorge. Was erlebt sie dieser Tage in ihrer Beratungstätigkeit?
Die Coronakrise wirft gerade unser aller Leben durcheinander. Manchen zieht sie sogar den Boden unter den Füßen weg. So ist die Arbeitslosenzahl sprunghaft um 300.000 gestiegen, und rund zehn Mio. Arbeitnehmer*innen befinden sich derzeit in Kurzarbeit - gerade im Niedriglohnbereich leider oft ohne Aufzahlung durch den Arbeitgeber. Die wirtschaftliche Not der Betroffenen steigt. Immer mehr Menschen sind auf Hartz IV als letzte Hilfe angewiesen. Mit der Not wachsen auch die Sorgen, die Angst und auch die Sprachlosigkeit ob der Brüchigkeit der eigenen Existenz. Nicht wenige werden plötzlich von Fragen umgetrieben, wie sie es bis vor kurzem nicht für möglich gehalten hätten: Was mache ich, wenn jetzt mein Einkommen wegfällt? Welche Möglichkeiten habe ich dann? Wie soll ich meine Familie ernähren? An wen kann ich mich wenden?
Wie so vieles andere fällt auch der diesjährige Feiertag zum 1. Mai in der gewohnten Form der Virenkrise zum Opfer: Keine Kundgebungen, keine Maireden, keine Feierlichkeiten.
Egal ob Katholische Betriebsseelsorge, Landwirtschaftliche Familienberatung oder auch die Katholische Blinden- und Sehbehindertenseelsorge – in Krisenzeiten wie jetzt, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefragter denn je. „Und wir sind natürlich für die Menschen da“, so der Leiter der Arbeitnehmerpastoral im Erzbistum Bamberg, Dr. Manfred Böhm, im Telefongespräch mit dem Heinrichsblatt.