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„Ab und zu ist es auch gut, getragen zu werden“

Fernfahrer-Frühschoppen, 11. August 2024 in Mitwitz
Datum:
Veröffentlicht: 18.9.24
Von:
Peter Zillig

„Ab und zu ist es auch gut, getragen zu werden“, wies Pastoralreferent Norbert Jungkunz von der Betriebsseelsorge der Erzdiözese Bamberg auf die Legende des Schutzpatrons der Fernfahrer, St. Christopherus, anlässlich eines Fernfahrer-Frühschoppens auf dem Gelände des Vereinsheims des Truckerclubs „Franken-Strolche“ e.V. bei Mitwitz hin. Fernfahrer aus der Region Coburg – Kronach - Lichtenfels hatten Gelegenheit sich bei einem Frühstück mit Vertretern der Verkehrspolizeiinspektionen Coburg und Hof sowie Mitarbeitern der Gewerbeaufsicht auf Initiative der Fernfahrerseelsorge auszutauschen.

Die Fernfahrerseelsorge widmet sich speziell den Kraftfahrern, die nahezu jeden Tag unterwegs sind. Diese arbeiten dafür, dass alle Leute jeden Tag versorgt werden können. Den Gesprächen war entnehmbar, dass es häufig an Wertschätzung ihres Engagements mangelt, Arbeitsbedingungen oft unzureichend sind, die Trucker einem wachsenden Druck ausgesetzt werden, es gerade auf unseren Straßen eine hohe Verkehrsdichte gibt, aggressives Fahren und Rücksichtslosigkeit anderer Verkehrsteilnehmer das ohnehin schon starke Gefährdungs-potential erhöhen.

Die lieb gewordenen Truckertreffen in Lichtenfels, bedauerte Norbert Jungkunz, können leider aufgrund der organisatorischen sowie finanziellen Rahmenbedingungen nicht mehr auf ehrenamtlicher Basis gestemmt werden. Sie fanden einen regen Zuspruch und trugen dazu bei, Einblicke in diesen apruchs- und verantwortungsvollen Beruf zu gewinnen.

Zum Heimspiel des Truckerclubs begrüßte Norbert Jungkunz Fahrer mit Angehörigen sowie Behördenvertreter. Die Frühschoppen helfen, gegenseitiges Verständnis zu schaffen, den Erfahrungsaustausch zu fördern und einen Beitrag zur Verkehrssicherheit, Gesundheits-schutz und Partnerschaft im Straßenverkehr zu leisten.

St. Christopherus, sprach der Betriebsseelsorger an, sei unter anderem Schutzpatron der Fernfahrer. Der Name stamme aus dem Griechischen und bedeute „Christusträger“. Der Heilige sei einer der 14 Nothelfer. Der Legende nach habe Offerus Reisende über einen Fluss getragen. Eines Tages nahm er ein Kind auf die Schulter, in der Mitte des Flusses kam ihm das Kind so schwer vor, als hätte er die ganze Last der Welt überzusetzen. Das Kind gab sich als Jesus, der Heiland, zu erkennen, dem die Last der ganzen Welt auferlegt wurde. Von nun an sollte Offerus Christofferus heißen. Diese Geschichte mahne an, Menschlichkeit zu wahren und zu zeigen. Im Berufsverkehr sei viel von dieser Eigenschaft verloren gegangen, was vor allem die Trucker berühre. Die Fernfahrerseelsorge nehme sich den besonderen Belastungen dieses Berufsstands an.

Die Anwesenden hatten am diesem Vormittag Gelegenheit, selbst eine Christopherus Münze zu prägen. Eine Christopherus Münze ist ein bedeutendes religiöses Symbol. Sie erinnert an Segen und Schutz auf Reisen.

Ein weiterer Höhepunkt des Treffens war die Vorstellung des Kontrollfahrzeugs „Sentinel“ mit seinen Möglichkeiten durch die Verkehrspolizeiinspektion Hof. Der Sentinel, erläuterten die Poliziebeamten Nadine Kulpa und Johannes Pöllein, mit seiner Detektionstechnik sei derzeit der einzige in Bayern. Das hochmoderne Kontrollfahrzeug mit Spezialtechnik wirke zunächst als Pilotversuch in Oberfranken. Die Technik ermögliche eine Kontrolle während der Fahrt beim Überholen. Vorteile seien die Auswahl kontrollwürdiger Fahrzeuge, die Vermeidung von Kontrollen regelkonformer Fahrzeuge und somit für die Fahrer eine erhebliche Zeitersparnis. Verkehrskonformes Verhalten solle so gefördert werden. Die investierten 330.000,-- Euro für Fahrzeug und Technik kommen der Verkehrssicherheit zu Gute.

Eines der Teams von Kontrollexperten bilden Nadine Kulpa und Johannes Pöllein. Die beiden Polizeibeamten zeigten anhand eines Films die technischen Möglichkeiten. Mittels der eingebauten Detektionstechnik können Datenschreiber überholter LKWs binnen Sekunden auslesen. So könne geprüft werden, ob eine vorgeschriebene Fahrerkarte benutzt werde, Geschwindigkeitsbegrenzungen beachtet wurden, der Fahrtenschreiber manipuliert soiwie die Tageslenkzeit eingehalten wurde. Ein überholtes Fahrzeug könne vermessen werden.Die Reifen werden per Infrarot gescannt, Höhe und Gewicht können festgestellt werden.

Die gelieferten Daten, betonte Nadine Kulpa, seien Anhaltspunkte, aber nicht gerichtlich verwertbar. Großer Wert werde auf die Einhaltung des Datenschutzes gelegt.

In der Diskussion wurde hervorgehoben, dass der Nutzen des Sentinels neben der Verkehrssicherheit auch in einer Zeitersparnis für seriöse Unternehmen liege sowie Fahrer auf technische Defekte hingewiesen werden können.

Abschließend stellte Norbert Jungkunz die Frage in den Raum, inwieweit seitens der Unternehmen gehandelt werde, um den sich ausweitenden Fahrermangel entgegen zu wirken. Die einen, kamen als Antworten, versuchen Leiharbeiter zu bekommen, andere stellen Fahrzeuge still. Weniger Probleme gebe es bei Speditionen, die ihre Beschäftigten anständig bezahlen und gute Arbeitsbedingungen anbieten.