Anwaltschaft und Vernetzung

Die Betriebsseelsorge unterstützt ganz konkret vor allem kleine Betriebe
Bei den großen Werksschließungen in Nürnberg war die Betriebsseelsorge öffentlich sichtbar an der Seite der Arbeitnehmer. Aber sonst, worin besteht die Arbeit der fünf Betriebsseelsorger im Erzbistum Bamberg? Viel Hintergrundarbeit, vertrauensbildende Maßnahmen, branchenübergreifende Vernetzung: dies wurde bei einer Tagung deutlich, die im November zum ersten Mal in Nürnberg stattfand.
Barbara März und Martin Plentinger, Betriebsseelsorger am Standort Nürnberg, organisierten das Treffen „Einfach teilhaben – besser geht´s gemeinsam“ im Gewerkschaftshaus Nürnberg. 45 Schwerbehindertenvertreter von Unternehmen, Betrieben und Verwaltungseinheiten aus Nürnberg, Fürth und Erlangen sowie dem westlichen Mittelfranken waren der Einladung gefolgt. Erklärtes Anliegen der Veranstaltung war Koordination und Austausch sowie Information durch Fachdienste.
Das Fazit der Teilnehmenden fiel einhellig aus: solch ein Vernetzungs- und Info-Treffen sei eine wertvolle Unterstützung, wurde rückgemeldet. Das Klima in der Arbeitswelt werde immer rauer. Um Inklusion zu ermöglichen, müsse man eng zusammenarbeiten. Insbesondere die Betriebsräte und Vertrauenspersonen von Schwerbehinderten in kleinen Betrieben empfanden den Austausch als „Rückenstärkung“. Sie profitierten auch vom Know-how, das ihre Kollegen aus großen Unternehmen wie Siemens Health Care einbrachten.
An der Seite der strukturell Schwächeren
Eine ähnliche Veranstaltung habe bereits in Oberfranken stattgefunden, sagte Manfred Böhm, Leiter der Arbeitnehmerpastoral im Erzbistum, „die Resonanz war groß“. In Nürnberg bekräftigte er den Auftrag der Betriebsseelsorge: „Wir wollen daran mitarbeiten, die gesellschaftlichen und betrieblichen Strukturen menschenwürdig, sozial gerecht und solidarisch zu gestalten“. Das bedeute, sich vorrangig „auf die Seite der strukturell Schwächeren im Wirtschaftsprozess“ zu stellen.
Erste Ansprechpartner der Betriebsseelsorge seien die Betriebsräte, die gewählten Arbeitnehmervertreter. „Wir arbeiten eng mit den Gewerkschaften zusammen“, so Böhm weiter, „aber unsere Themen sind die sogenannten weichen Themen, beispielsweise soziale Kompetenz, Mobbing oder Burn-out, d.h. wir machen keine Rechtsberatung“.
„Wir sind Netzwerker“, bekräftigt der Theologe Martin Plentinger, der 2013 zum Team der Betriebsseelsorge kam, „wir sind der Leim dazwischen“. Bereits seit 1990 kümmert sich Barbara März, eine ausgebildete Betriebswirtin, um die Belange von Arbeitnehmern im westlichen Mittelfranken. Ihr Büro befindet sich im Haus der Katholischen Stadtkirche, doch ihre Arbeitszeit verbringt sie meist vor Ort: Die Hälfte ihrer Arbeitszeit investiert sie in Betriebsbesuche. Dadurch wächst viel Vertrauen.
Die Kirchen würden in der Arbeitswelt wirklich gebraucht, dies belegten Untersuchungen, unterstrich der Leiter der Betriebsseelsorge, Manfred Böhm. Drei Bereiche sind ihm wichtig: die sozialethische Reflexion, die Anwaltschaft und die konkrete Begleitung. „Wir sind der Ansicht, der Mensch ist das Maß!“ Und zitiert aus dem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus: „Die Würde des Menschen und das Gemeingut gelten mehr als das Wohlbefinden einiger, die nicht auf ihre Privilegien verzichten wollen.“
Info:
Betriebsseelsorge Standort Nürnberg
Vordere Sterngasse 1
90402 Nürnberg
E-Mail: betriebsseelsorge-nbg@erzbistum-bamberg.de
Tel.: 0911/24449481 (Barbara März Region Fürth, Westmittelfranken, Ansbach)
Tel.: 0911/24449480 (Martin Plentinger Region Nürnberg, Erlangen, Nürnberger Land)