Auf der Schokoladenseite: Erzbischof Ludwig besuchte Süßwarenhersteller Piasten in Forchheim

Mehr als Peanuts
Ganz neu war der Einblick für Erzbischof Dr. Ludwig Schick nicht als er das Werk des Süßwarenherstellers Piasten in Forchheim besichtigt hat. Große Conchiermaschinen und Verpackungsförderbänder, Pralinen, die auf Bändern vor einem vorbeilaufen, Lärm, Hitze, Hygienevorschriften, Berge von Nüssen und Kirschen. Die Herstellung von Süßwaren hat Schick bereits in „seinem alten“ Bistum Fulda kennen gelernt, wo er acht Jahre als Seelsorger für den Konkurrenten tätig war. Kein Problem für die Piasten Geschäftsleitung – vielleicht weiß der Erzbischof ja wie das mit der knackigen Kirsche funktioniert, wollte Bertram Strothmann scherzhaft wissen. „Zu lange her“, bedauerte Schick schmunzelnd.
Doch auch so ist Piasten mit seinen Produkten erfolgreich. Vor allem mit dem Schokodragee- und Schokolinsensortiment oder mit Klassikern wie Treets, den in Schokolade gehüllten Erdnüssen. Auch Pralinen, Weinbrandbohnen oder Bonbons gehören zum Angebot, das etwa bei Lidl erhältlich ist.
„Jeder zweite Azubi in der Süßwarenbranche wird in Forchheim ausgebildet“, erklärte Strothmann dem Erzbischof, der unter anderem von Regionaldekan Martin Emge, Pfarrer Pater Heinz Weierstraß SDB, Domkapitular Dr. Peter Wünsche und Dr. Manfred Böhm, Leiter der Arbeitnehmerpastoral, begleitet wurde. Eine Erfolgsgeschichte, die lange zurück reicht, wie Strothmann vor der Werksbesichtigung berichtete. 1923 in Oberschlesien gegründet kam die Gründerfamilie 1945 nach Forchheim. In den 1960er Jahren wurde die Produktion automatisiert, damit die Pralinen erschwinglich wurden. „Einen Boom hat Piasten bei der Grenzöffnung erlebt“, weiß der Sprecher der Geschäftsführung. „Wir wussten uns vor Aufträgen nicht zu retten“. Vor allem LKWs mit russischen Kennzeichen füllten das Firmengelände.
1998 habe Russland die Grenzen für den Süßwarenimport zugemacht. Der Einbruch hatte die schwerste Zeit zur Folge. Personal musste entlassen werden. Es folgte die Übernahme durch die Cadbury Schweppes Group und des Vertriebs von Cadbury-Schokoladen-Produkten in Deutschland. Die Konsolidierung durch die Konzentration auf die Stammkunden und auf Osteuropa, etwa Tschechien.
2005 dann die Rückführung durch drei Eigentümer, es folgten Zertifizierungen, DLG Goldprämierungen, zertifiziertes Umweltmanagement, seit 2012 die Herstellung von einzelnen Bioprodukten, 2013 UTZ Zertifizierung. UTZ-Certified schult Bauern, Kakao von besserer Qualität mit Rücksicht auf Mensch und Umwelt zu produzieren.
Seit 2016 bietet Piasten fair Trade Produkte an. Inzwischen sind laut Strothmann schätzungsweise 70 Prozent der verarbeiteten Kakaomasse aus fairem Handel. „Das wird von immer mehr Discountern angefragt, da hat sich viel getan in den letzten Jahren“
2014 wurde das Unternehmen durch Katjes International übernommen – unter der Vorgabe, das Unternehmen weiterzuführen wie bisher, das Management zu behalten und den Standort zu sichern. „Die Mitarbeiter bekommen eigentlich nichts mit“, bestätigten Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Stüwe und sein Stellvertreter Torsten Okrent, die ebenfalls am Gespräch mit dem Erzbischof teilnahmen. Neue Maschinen am Standort sprächen für sich.
Dabei habe auch PiastenSchwierigkeiten Fachkräfte und Nachwuchs zu bekommen. „Die jungen Leute wollen nicht mehr im Schichtbetrieb arbeiten“, sagte Strothmann. Auch die Katjes-Gruppe bestätige dies. Neben Auszubildenden im Süßwarenbereich gebe es Lehrstellen im Bereich Schlosser, Elektriker, Maschinen- und Anlagenführer, Kaufmann oder Chemielaborant – alle natürlich auch offen für Frauen.
Ein weiteres Problem das zur Sprache kam, war der Umgang mit ausländischen Leiharbeitern – notwendig durch das Saisongeschäft für Weihnachten und Ostern – die beispielsweise Frauen nicht als Vorgesetzte akzeptieren oder ihnen die Hand geben. Klare Ansagen gegen inakzeptables Verhalten und Integrationsarbeit von unten waren die Antworten der Seelsorger.


