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Austellung der Kath. Arbeitnehmerbewegung zeigt, was nötig ist, um sich in der Arbeit zu verwirklichen

Datum:
Veröffentlicht: 4.2.11
Von:
Dorothea Weiler - Heinrichsbaltt

Die sieben Kriterien für "Gute Arbeit"

Bernd Schnackig von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) ist zufrieden. Die KAB-Ausstellung „Gute Arbeit“, die bis zum 14. Januar im Foyer des Erlanger Rathauses zu sehen war, habe großen Anklang gefunden, so der Arbeitslosenberater. Auch die Begleitveranstaltungen waren gut besucht, wie etwa der Vortrag von Manfred Böhm, Betriebsseelsorger und Leiter der Arbeitnehmerpastoral im Erzbistum Bamberg. Im Gemeinschaftshaus Herz Jesu erläuterte er sieben grundlegende Kriterien für „Gute Arbeit“.

„Arbeit ist nicht alles, aber ohne Arbeit ist alles nichts“, zitierte Böhm den Philosophen Arthur Schopenhauer. Über Arbeit, so Böhm, werde nicht viel geredet, aber sie bestimme das Leben der Menschen, und insofern sei er nicht verwundert, dass die Ausstellung in Erlangen außergewöhnlich hohe Beachtung finde.

Arbeit – ein Dauerthema

Anhand einer Bibelstelle aus dem Buch Exodus zeigte Böhm, dass Arbeit auch vor über 3000 Jahren schon ein Thema war. „Erschwert man den Leuten die Arbeit, dann sind sie beschäftigt und kümmern sich nicht um leeres Geschwätz“, sagt dort der Pharao über die israelischen Fronarbeiter. „Normerhöhung und Leistungsverdichtung“, so Böhm, habe es also damals schon gegeben. Der Pharao habe die Israeliten davon abhalten wollen, ihre Arbeit für drei Tage zu unterbrechen, um in die Wüste zu ziehen und ein Opferfest für ihren Gott zu feiern. Arbeit rund um die Uhr, Druck, Kontrolle und schlechte Bezahlung seien zu allen Zeiten eingesetzt worden, um Menschen daran zu hindern, zur Besinnung zu kommen. Genau dies aber sei die Funktion des Sabbats, der übersetzt nichts anderes als „aufhören“ bedeute. Die regelmäßige Unterbrechung sei ein erstes Kriterium für „Gute Arbeit“. Der siebte Tag diene dazu, zusammen zu kommen, um Gemeinaufgaben zu lösen. „Das Sabbatgebot ist das erste bis heute wirksame Arbeitsschutzgesetz der Menschheit“, sagte Böhm. Dabei gehe es aber darum, gemeinsam freie Zeit sinnvoll zu gestalten, statt einen „Erlebnistag mit der Familie“ im Möbelhaus zu verbringen.

„Gute Arbeit ist eingebunden in die gesamte Schöpfung“, lautete das zweite Kriterium. Der Schöpfungsauftrag, die Erde untertan zu machen, dürfe nicht als Freibrief zur Ausbeutung missverstanden werden, betonte Böhm. Die biblische Sicht, wonach die Mittel zum Leben der Natur in anstrengender und schweißtreibender Arbeit abgerungen werden müssten, sei sehr realistisch. Die Arbeit sei aber so zu gestalten, dass an die nächste Generation noch etwas weitergegeben werden könne. In angemessener Bezahlung sieht Böhm einen weiteren wichtigen Punkt für die Beurteilung Guter Arbeit. Die katholische Soziallehre spreche in diesem Zusammenhang deutlich von gerechtem Lohn. Die gerechte Entlohnung für die Arbeit eines Erwachsenen müsse dafür ausreichen, eine Familie zu gründen, angemessen zu unterhalten und für die Zukunft zu sichern, zitierte der Betriebsseelsorger aus der Enzyklika „Laborem Exercens“ von Johannes Paul II. aus dem Jahr 1981. Hier gehe es nicht um das Existenzminimum, sondern darum, in Würde zu leben. Demnach dürfte es keinen Niedriglohnbereich geben. Doch in Deutschland arbeiteten fünf bis sieben Millionen Menschen im Niedriglohnbereich. Ein nicht hinzunehmender Skandal sei es, dass 400 000 bis 500 000 Menschen eine Vollzeittätigkeit ausübten, aber dennoch über Hartz IV aufstocken müssten.

Gute Arbeit brauche unbefristete Arbeitsverträge, fuhr Böhm in seinem Kriterienkatalog fort. Sicherheit sei eines der fundamentalsten Bedürfnisse der Menschen. Wenn ein junger Mensch in ständiger Sorge um sein finanzielles Auskommen lebe, werde er keine Familie gründen. Die Fähigkeiten, sich zu binden und solidarisch zu sein, seien nur auf einer Basis der Sicherheit möglich. Leiharbeit und prekäre Beschäftigungsverhältnisse seien „eine Form der Gewalt, weil Menschen daran gehindert werden, sich zu entfalten“, so Manfred Böhm.

Betriebliche Mitbestimmung und das Recht, sich gewerkschaftlich zu organisieren seien zwei weitere Kriterien für die „Gute Arbeit“. Jedes Eigentum habe eine Sozialpflichtigkeit, und die katholische Soziallehre habe die Vision einer Wirtschaftsdemokratie nicht aufgegeben, die Mitarbeitern nicht nur Kontrolle der Macht, sondern Beteiligung an deren Ausübung ermögliche. „Die Gewerkschaften müssen sich noch viel stärker zusammenschließen, um weltweite Solidarität herzustellen“, ist Böhm überzeugt.

Die Würde der Arbeit

„Jede Arbeit, und sei sie noch so gering, hat ihre Würde“, lautete das siebte und letzte Kriterium für Gute Arbeit. Warum dies so sei? Weil Arbeit immer von Menschen gemacht werde. Die Würde des Menschen fließe in die Arbeit ein, denn Arbeit erzeuge nicht nur Produktivität und Gewinn. Vielmehr könnten sich Menschen mit ihrem ganzen Herzblut in ihr verwirklichen. Zu Recht rufe Papst Benedikt zu einer „Koalition für würdige Arbeit“ auf. Dorothea Weiler

Das Caritas-Pirckheimer-Haus , Königstraße 64, Nürnberg zeigt dieKAB-Wanderausstellung „Gute Arbeit“ vom 2. – 23. Juli.