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Betriebsseelsorger stehen an der Seite der Beschäftigten von B.A.T. Bayreuth

BR B.A.T.
Datum:
Veröffentlicht: 14.8.16
Von:
HB Nr. 32, Brigitte Pich

Das hat den Leuten Halt gegeben

Das Kapital ist mehr Wert als der Mensch. Das erleben wir hier jetzt auch in der Region“. Eckhard-Joey Schneider findet deutliche Worte. Seit 25 Jahren ist er als Betriebsseelsorger im Bayreuther B.A.T. Werk. Nun hat die Firmenleitung von British-American-Tobacco angekündigt, 950 der rund 1400 Beschäftigten zu entlassen. Die Zigarettenproduktion in Bayreuth wird eingestellt und nach Osteuropa verlegt. „In dieser Situation entlarvt sich das kapitalistische Wirtschaftssystem“. Das Unternehmen nehme den Menschen die Produktion weg, nur wegen der Effizienz, sagt Schneider. „Da ist es die Aufgabe der Kirche, den Finger in die Wunde zu legen.“

Die Region trifft das hart. Und das, obwohl es – anders als beim Niedergang von Textil- und Porzellanindustrie – keine Roten Zahlen gibt. „Die Zahlen sind tief schwarz. Es geht hier nur um Gewinnmaximierung.“

Da war es keine Frage, dass sich die Kirche an der Demonstration beteiligte, die Ende Juli vor dem B.A.T.-Werk von Gewerkschaft und Betriebsräten organisiert worden war. Es sollte zu einem deutlichen Signal nach London werden. 4000 Demonstranten, so schätzt der Betriebsseelsorger, zeigten ihren Unmut. Neben Schneider marschierte auch Regionaldekan Dr. Josef Zerndl in vorderster Reihe mit an der Seite der Menschen. Das ist es worum es jetzt geht, an der Seite der Betroffenen zu stehen. Und das sind nicht nur Mitarbeiter von B.A.T. wie Norbert Jungkunz von der Betriebsseelsorge weiß. Auch Sicherheitsdienst, Küchenpersonal, Mitarbeiter von Reinigungsfirmen. „Wer da betroffen ist, erfahren wir gar nicht.“

Auch für Jungkunz sei die Option für die Arbeitnehmer Leitlinie seiner Arbeit als Betriebsseelsorger. Sie mahnen die Bedürfnisse der Menschen ebenso an wie den „Skandal, den das kapitalistische System verbricht“.

Damit die Stimme der Kirche gehört und ernst genommen werde sei es aber wichtig, nicht nur in Krisensituationen zu kommen. „Weil wir nah dran sind, nehmen die Beteiligten die Kirche und die Soziallehre ernst, das hilft uns“, sagt Schneider. Zusammen mit seinem Kollegen Jungkunz ist er bei den Vorgesprächen mit Betriebsräten und Gewerkschaftsvertretern, um die Richtung für die Verhandlungen mit dem Konzern zu besprechen. In den folgenden Gesprächen soll geregelt werden, wie es weitergeht, wie Sozialpläne aussehen, wie eine Transfergesellschaft. Bis 30. August soll alles stehen.

Für die laufenden Verhandlungen haben die Betriebsräte auch durch die Demonstration viel Rückendeckung erhalten, wie etwa Betriebsratsvorsitzender Paul Walberer betont. Und Betriebsrat Jürgen Zimmermann sagt: Die Betriebsseelsorger haben die richtigen Worte gefunden, die es gebraucht hat. Das hat den Leuten Halt und Orientierung gegeben.“ Es waren Worte, die deutlich gemacht haben: „Geld muss dienen nicht regieren – nicht nur bei der B.A.T.“ Eckhard-Joey Schneider zeigte in seiner Ansprache auf der Demo, dass es um die Menschen geht, darum, sie ernst zu nehmen, darum, dass sie Würde und Respekt erfahren. Sie brauchen Gerechtigkeit und müssen unsere Solidarität spüren. „Menschen wollen Hoffnung und Zuversicht spüren“.

Schneider sprach seine Eindrücke als Betriebsseelsorger in den vergangenen Tagen an und dankte den Menschen für die erfahrene Offenheit und ihren Mut über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen. Und er ermutigte sie mit Worten des verstorbenen Arbeiter-Bischofs Cardjin: „Du bist mehr wert als alles Gold der Erde“ Deshalb: praktiziert den „aufrechten Gang“ damit ihr „erhobenen Hauptes“ aus der B.A.T gehen könnt“. An die Politik gewandt forderte Schneider: „Sorgt für Rahmenbedingungen, die Menschen gut und gerecht leben und arbeiten lassen – und zwar in dieser Region.“ Erlebte Gerechtigkeit sei Kitt für das Miteinander in der Gesellschaft.

Das Miteinander muss gepflegt werden, betont Schneider auch im Gespräch mit dem Heinrichsblatt und hofft auf die Solidarität und Unterstützung der Pfarreien. Auf deren Gebet und Anteilnahme. „Das darf uns nicht gleichgültig sein.“

B.A.T. NGG