Burnout: Erst Feuer und Flamme, dann ausgebrannt
Herrieden – „Beim Thema Burnout ist Sensibilität gefragt“, sagte Diplom-Sozialpädagogin Susanne Papp beim Treffen für gewählte Arbeitnehmervertreter aus unterschiedlichen Branchen in Westmittelfranken.
Die Sozialberaterin der AOK Nürnberg machte deutlich, welches Ausmaß psychische Belastungen, Burnout und Depressionen künftig haben wird. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass in 20 Jahren in den Industrienationen die Depression die häufigste Krankheit sein wird.
Die Auswirkungen sind aber jetzt schon gravierend. Die indirekten Kosten durch verminderte Produktivität aufgrund von Depressionen belaufen sich in Deutschland auf rund 15 Milliarden Euro jährlich.
800.000 Menschen nehmen regelmäßig Aufputschmittel, um den Arbeitsbelastungen im Beruf gewachsen zu sein.
„Eine Veränderung setzt voraus, dass die Mitarbeiter den Stress und in der Folge Burnout erst einmal selbst wahrnehmen, um dies dem Chef anzeigen zu können“, sagte Papp. Burnout ist eine emotionale und geistige Erschöpfung. Es kommen in der Regel immer mehrere Gründe zusammen und der Verlauf kann unterschiedlich sein, weiß die Sozialberaterin zu berichten: Der Einzelne kann seine individuellen Möglichkeiten überschätzen oder ist überidentifiziert mit seiner Arbeit, stellt eigene Bedürfnisse zurück, die Erholungsfähigkeit sinkt. Nicht selten tragen Defizite bei den Arbeitsbedingungen und Arbeitsabläufen mit dazu bei, dass die Beschäftigten ausbrennen. Hier wären Führungskräfte gefordert. „Häufig fehlt ihnen aber das Gespür und die Kompetenz, um entsprechend handeln zu können. Darauf wird bei der Auswahl von Führungskräften viel zu wenig geachtet“, weiß die Diözesansekretärin Barbara März von der katholischen Betriebsseelsorge.
Arbeitnehmervertreter berichteten, „dass gerade die Spitzenleute aufgebraucht werden“. Ein Betriebsrat klagte, dass überlange Arbeitswege die Menschen mürbe machten und sie nicht mehr wissen wie sie Arbeit und Leben in Einklang bringen sollen. „Ein schlechtes Gewissen der Familien gegenüber macht richtig Stress“, schilderte ein Betriebsrat seine Beobachtung.
Der Regionssekretär Olaf Schreglmann vom DGB Mittelfranken verlangt nach einer anderen Kultur, die es überhaupt erst möglich macht, das Thema Burnout bearbeiten zu können. Das Interesse der rund 25 Teilnehmer des Treffens war sehr groß. Spontan wurde die Referentin zur Teilnahme an Betriebsversammlungen angefragt.
Sozialsekretär Norbert Feulner vom evangelischen Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt mahnte: „Das Ideal vom olympareifen Mitarbeiter in einer Leistungsgesellschaft ist nicht erstrebenswert, weil was nützt es dem Einzelnen und der Gesellschaft, wenn wir am Ende zwar konkurrenzfähig, aber nicht mehr lebensfähig sind.“