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Der Mehrwert eines Karl Marx

DGB Sommerfest Kronach 2018
Datum:
Veröffentlicht: 16.7.18
Von:
K.-H. Hofmann, FT

DGB Kreisverband

Das diesjährige Sommerfest des DGB Kreisverbandes Kronach sowie der Katholischen Betriebsseelsorge fand gute Resonanz. Hauptreferent war Manfred Böhm, Leiter der Betriebsseelsorge Bamberg, DGB-Kreisvorsitzender Wolfgang Schmitt begrüßte zahlreiche Betriebsräte, Personalräte und Mitarbieter im Innenhof des Kronacher Oblatenklosters.

Verlust an Tarifbindung

Der Leiter der Katholischen Betriebsseelsorge Kronach, Eckhard Joey Schneider ging zu Beginn auf die gut gelaufenen Betriebs- und Personaolratswahlen ein. Über 50 Prozent der Gremien wurden neu gebildet. Eckardt sprach Dank und Anerkennung an die Kollegen vor Ort aus. Er bedauerte den zunehmenden Verlust an Tarifbindungen in Bayern, nur noch 53 Prozent der Arbeitnehmer sind per Tarifvertrag geschützt. Er wies darauf hin, dass man jetzt wieder Anspruch auf Wechsel in Vollzeit habe.
Schmitt führte zum Hauptreferenten über. "Wir müssen Farbe bekennen und zeigen, wo wir stehen", sagte er. Deshalb habe man Karl Marx (dessen 200. Gebrutstag heuer begangen wird) zum Thema gemacht. "Kann er uns helfen, unseren Blick zu schärfen, um die Wirklichkeiten klarer einordnen zu können?", fragte Schmitt. Dazu stellte Manfred Böhm aus Marx' Buch "Das Kapital" einige Passagen näher vor und stellte sein Referat unter das Motto "Karl Marx und sein Mehrwert". Landläufig kursieren meist einseitige Zerrbilder von Marx, die entweder auf eine Heiligsprechung oder eine Verteufelung hinauslaufen. Im Osten war er eine Art Nationalheiliger, im Westen konnte er aus genau diesem Grund nicht unvoreingenommen betrachetet werden.

Gerade in konservativen Kreisen wurde er nicht selten pauschal abgelehnt vor allem dreier Dinge wegen, wegen seines Atheismus, wegen - wie es hieß - seines kollektivistischen Weltbilds, das einzelne Personen entwürdigt, und wegen seiner revolutionären Gesinnung. Außerdem wurde er mehr oder weniger verantwortlich gemacht für den real existierenden Sozialismus und dessen Auswüchse bis hin zum schwärzesten Stalinismus. Kritisch meinte der Referent: "In der gleichen Logik müssten wir konsequenterweise Jesus veranwortlich machen für die Missbrauchsvorfälle der kirchlich Beschäftigten." Ohne Friedrich Engels hätte Marx wohl nicht überlebt und Zeit gehabt, das "Kapital" zu schreiben. Engels seinerseits war von seiner gesellschaftlichen Rolle her ein Vertreter der kapitalistischen Klasse. In Manchester besaß er eine Baumwollspinnerei, von deren Erzeugnisse er und Marx lebten.

Klassenlose Gesellschaft

Marx wollte dem Proletariat ein Instrument an die Hand geben, seine Situation der Ausbeutung und Entfremdung zu verstehen und sie zu verändern. Seine Erwartung einer klassenlosen, ausbeutungsfreien und selbstbstimmten Gesellschaft, hält uns die Zukunft offen und nährt dadurch bis heute die Erwartung auf Veränderung dieser kapitalistischen Verhältnisse, so das Fazit Böhms.

Die Zuhörer waren fasziniert von der Darstellung des Referenten. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Silvia Wachter. Eingangs sprachen der Leiter der Katholischen Betriebsseelsorge Kronach, Eckhard Joey Schneider, und der Regionsgeschäftsführer für DGB Oberfranken, Mathias Eckardt, Grußworte.