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Der wirtschaftliche Aufschwung - kein Grund zur Maßlosigkeit

Treffen Erzbischof - Gewerkschaften 2007
Datum:
Veröffentlicht: 10.5.07
Von:
ep

Erzbischof Ludwig Schick trifft sich mit Gewerkschaftlern

Bamberg. (bbk) Zu einem Gedankenaustausch mit etwa 20 Vertretern von Gewerkschaften hat sich am Mittwochvormittag im Bistumshaus St. Otto Erzbischof Ludwig Schick getroffen. Das Thema lautete: „Was ist gute Arbeit?“. Dabei machte Schick deutlich, dass der wirtschaftliche Aufschwung, der zur Zeit zu verzeichnen sei, alle freuen müsse.

„Gott sei Dank, dass es bergauf geht!“ Die Steuereinnahmen und die Betriebsgewinne dürften aber nicht zur Maßlosigkeit führen. Es müsse selbstverständlich sein, dass der wirtschaftliche Aufschwung allen zugute komme, die an ihm beteiligt sind. Dazu gehörten zweifellos die Arbeiter. Es sei skandalös, dass sich Betriebsvorstände und Manager der Aktiengesellschaften die eigenen Gehälter maßlos erhöhten - wie in den vergangenen Wochen und Monaten geschehen - und von Arbeitnehmern gleichzeitig Gehaltsverzicht gefordert werde. „Gerechtigkeit ist gefordert! Der Aufschwung muss allen zugute kommen“, konstatierte der Erzbischof und betonte dabei, dass bei der gesamten Debatte aber nicht nur die Gerechtigkeit bedacht und diskutiert werden dürfe. Schick wies dabei auf die übrigen drei Kardinaltugenden hin. Zur Gerechtigkeit gehörten Maß bzw. Mäßigung, Weisheit und Tapferkeit. Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, Politiker und Sozialverbände müssten Tapferkeit zeigen, um dem begonnenen Aufschwung Dauer zu verleihen. Hier sei der tapfere Einsatz Aller gefordert. Auch „Weisheit muss jetzt Platz ergreifen“, so Schick.

Es sei wichtig, das Gesamtfeld der gesellschaftlichen Entwicklung zu bedenken. Nachhaltigkeit müsse bei den Diskussionen und Entscheidungen über Arbeit und Entwicklung eine bedeutende Rolle spielen. „Wer heute nur an sich denkt und nicht das Morgen und Übermorgen im Blick hat, dem fehlt die Weisheit. Wir sind verantwortlich für die nachfolgenden Generationen.“ Das müsse auch bei Verteilungsdiskussionen, aber auch bei der Arbeitsplatzsicherung und bei Investitionen bedacht werden. Hier sei auch die demographische Entwicklung sowie die Bewahrung der Naturressourcen und der Umweltschutz zu bedenken. Die Weisheit lehre auch, dass der Mensch über dem Kapital stehe. Gute Arbeit müsse ein gutes Leben ermöglichen. In den Diskussionen dürfe auch nicht nur das eigene Land im Blick sein. Bei allen Gesprächen müsse auch immer die Verantwortung für die Nachbarländer und die weltweite Menschengemeinschaft eine Rolle spielen. Wer heute nur für sich sorgt, der hat Weisheit, Maß, Gerechtigkeit und Tapferkeit verloren und schadet sich außerdem selbst. Die Globalisierung bedürfe der klugen Entscheidungen und was wir hier fordern, das muss auch immer die Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika mit im Blick haben.

Erzbischof Schick und die Gewerkschaftler zeigten sich über den Gedankenaustausch zufrieden und wollten ihn im nächsten Jahr fortsetzen. Zum fünften Mal bereits fand das Treffen zwischen dem Bamberger Erzbischof und den Arbeitnehmervertretern statt.

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