„Die Arbeitswelt ist ein Interessensfeld für uns“

Erzbischof Schick besuchte in Bad Rodach Spielzeug- und Kindergarten-Möbel-Hersteller
Die „HABA-Firmenfamilie“ in Bad Rodach besuchte Erzbischof Dr. Ludwig Schick. Dabei unterhielt er sich mit den Beschäftigten und informierte sich über die Lage des Herstellers von Spielzeug und Möbel-Ausstattungen für soziale Einrichtungen (KiGa, KiTa...). Vor der ausgiebigen Betriebsbesichtigung, bei der Geschäftsführer Harald Grosch den Erzbischof sowie Regionaldekan Thomas Teuchgräber, Dekan Roland Huth, Ortspfarrer Tomasz Dzikowsky, KAB Diözesan- Geschäftsführer Ralph Korschinsky sowie Dr. Manfred Böhm und Norbert Jungkunz von der Betriebsseelsorge durch die Abteilungen führte, berichtete Grosch, dass rund 2000 Menschen derzeit beschäftigt würden – davon 1159 Frauen, 712 Männer und 92 Auszubildende. Wichtig sei es ihnen, in dem schwach strukturierten Raum Arbeitsplätze anbieten zu können. „Wir arbeiten für die schönste Zielgruppe der Welt – Kinder“, betonte der Geschäftsführer. Ihr Hautmaterial in der Herstellung sei Holz. In der Gesprächsrunde nach der Führung erkundigte sich Schick nach der Ausbildungslage im Betrieb. Grosch berichtete, dass bisher alle Ausbildungsstellen besetzt werden konnten. Dabei schaue man nicht so sehr auf das Zeugnis, sondern auf das handwerkliche Geschick der Auszubildenden. Er betonte, man könne keinesfalls von einer „Null-Bock-Generation“ sprechen. Es sei schon lange her, dass man einen Auszubildenden habe nach Hause schicken müssen. Je nach Arbeitsplatz reichten die Voraussetzungen vom Quali bis zum Abitur. Die Bezeichnung „Hilfsarbeiter“ gebe es in dem Betrieb nicht, da er abwertend sei. Jeder im Betrieb sei wichtig und habe seinen eigenen spezifischen Arbeitsplatznamen. Der Erzbischof sprach die wachsenden Migrationszahlen an. Wie sehe es mit der Integration in dem Bad Rodacher Unternehmen aus? Sie hätten nur ganz wenige Mitarbeiter mit Migrationshintergrund, erklärte Norbert Hellmanns von der Geschäftsleitung. Grosch ergänzte, dass Türken in der 2. Generation beschäftigt seien. Viele Mitarbeiter kämen aus Thüringen. Diese seien von Anfang an genauso bezahlt worden, wie die einheimischen Kräfte – nach dem Grundsatz „Gleiche Arbeit, gleiches Geld“. Die Vorsitzende des Betriebsrates Corina Trier antwortete auf Nachfrage des Leiters der Betriebsseelsorge Dr. Manfred Böhm, dass eine gute „Miteinander-Kultur“ gepflegt werde. „Wir können miteinander reden... Wir sind ein Familienunternehmen. Wenn der Chef sagt, dass etwas nicht gemacht wird, dann wird das nicht gemacht“. Betriebsrat und Geschäftsleitung würden einen „respektvollen Umgang“ miteinander pflegen. Der Geschäftsführer bestätigte dies und erklärte, dass man keinen von außen gesteuerten Betriebsrat wolle. „Wir alle arbeiten für den Betrieb und dessen Beschäftigte“, betonte er. Trier ergänzte, man habe wenig mit den Gewerkschaften zu tun. Von den 17 Betriebsräten sei keiner frei gestellt. So habe keiner die Beziehung zur direkten Arbeit im Betrieb verloren. Böhm erkundigte sich nach dem Umgang mit Leiharbeitern. Grosch betonte, Leiharbeiter habe man nur in absoluten Notfällen beschäftigt. Leiharbeit sei ungerecht. Die Politik sage, dass Leiharbeit Arbeit geschaffen habe. Das stimme aber nicht. Man habe aber viele befristete Zeitarbeitsverträge abgeschlossen – mit ungefähr 400 bis 500 Mitarbeitern. Hellmanns ergänzte dazu, dass bei Neueinstellungen grundsätzlich erst einmal Zeitverträge abgeschlossen würden – auch bei den Azubis. Das liege auch daran, dass die Arbeit hier sehr saisonbedingt schwanke. Man brauche also viele Saisonkräfte. Der Erzbischof bemerkte dazu, dass befristete Arbeitsverhältnisse für neue Familiengründungen nicht gut seien. Hellmanns berichtete, dass junge Mitarbeiter hier bleiben würden, da sie sehr bodenständig seien. Es werde auch „alles, was es gibt“ geboten, damit Arbeit und Familie vereinbart werden kann. Die Frauen kämen schon nach einem Familien-Jahr wieder zurück in den Betrieb – auch weil sie das Geld bräuchten. Die betriebseigene Krippe „Luise Habermaaß“, die derzeit maximal 45 Plätze biete, müsse im nächsten Jahr erweitert werden. Zum Schluss des Besuches betonte Erzbischof Schick, dass solche Betriebsbesichtigungen, die er ungefähr zwei mal im Jahr unternehme, sehr wichtig seien. Erfreulich sei dabei, dass sich daran auch Regionaldekan, Dekan und Ortspfarrer beteiligen. Man werde auch für die Beschäftigten beten. „Die Arbeitswelt ist auch ein Interessensfeld für uns“, unterstrich der Erzbischof. Ganz zum Schluss berichtete Schick, dass er die Spiele und Ausstattungsmöbel schon lange kenne – einerseits als Erzbischof einer Diözese, die viele KiGas, KiTas und ähnliches betreibe und auch, weil er diese Spiele schon mit seinen Neffen und Nichten sowie jetzt sogar schon mit seinen Großnichten und Großneffen gespielt habe. Nach dem Betriebsbesuch feierte der Erzbischof in der Bad Rodacher Kirche noch einen Gottesdienst. Die HABA-Firmenfamilie umfasst in Bad Rodach die Marken HABA (Spielzeug), Wehrfritz (Möbelausstatter für soziale Einrichtungen) und JAKO-O (Versender von Spielwaren, Kinderkleidung und -möbeln). Nach eigenen Angaben beschäftigte die Firma 2010 1959 Mitarbeiter bei einem Umsatz von 340 Millionen Euro. Der Frauenanteil an den Beschäftigten betrage 62 Prozent, 35 Prozent der Führungspositionen seien von Frauen besetzt. 40 Prozent der Beschäftigten arbeiteten in Teilzeit und 34 Prozent seien länger als zehn Jahre im Unternehmen.
Aus Heinrichsblatt, Kirchenzeitung für das Erzbistum Bamberg, Nr. 28 vom 8. Juli 2012, Seite 3.
