"Die Spaltung wird gefördert"
ENTLOHNUNG Der Betriebsseelsorger des Erzbistums, Dr. Manfred Böhm, kritisiert die Klinik
Ebermannstadt - Die Klinik Fränkische Schweiz in Ebermannstadt misst bei der Bezahlung für die gleiche Arbeit zweierlei Maß. Für Dr. Manfred Böhm, Leiter der Katholischen Arbeitnehmerpastoral im Erzbistum Bamberg, bleibt ein "schaler Nachgeschmack", wenn das Stammpersonal nach dem Tarif des Öffentlichen Dienstes bezahlt wird, die Angestellten der Service GmbH aber 20 Prozent weniger bekommen.
Auch wenn aus dieser Praxis die Klinikleitung und der Träger Landkreis Forchheim nie ein Hehl gemacht haben (der FT berichtete). Als Betriebsseelsorger des Erzbistums begegnen Böhm solche Situationen der Ungleichbehandlung in der Industrie und bei privaten Dienstleistern "beinahe täglich", teilt er in einer Stellungnahme mit.
Dass aber zunehmend auch öffentliche Arbeitgeber wie die Klinik Fränkische Schweiz in Ebermannstadt auf diesen Zug aufspringen, hält der Theologe aber "für besonders bedenklich und alarmierend".
Öffentlich bestätigt
Werden doch durch diese Praxis die wachsende soziale Spaltung unserer Gesellschaft auch noch öffentlich gefördert. Natürlich laste auf den Kliniken ein gewaltiger Finanzierungsdruck. Doch ist es in Böhms Augen fantasielos und unausgewogen, "den Haushalt einseitig durch Lohnvorenthaltungen bei den Beschäftigten auszugleichen".
Die langfristigen Nachteile solchen Kalküls, nämlich dass der gute Ruf des Hauses auf dem Spiel steht und dass die Motivation der Beschäftigten und damit die "Produktivität" der Klinik Schaden nimmt, würden die Einspareffekte schnell zunichte machen.
Gemeinsames Bestreben
Der Betriebsseelsorger wünscht sich auch, dass in solchen Fällen von den Verantwortlichen alle Beteiligten mit einbezogen würden.
"Was spricht dagegen, einen Runden Tisch einzurichten, besetzt mit Aufsichtsräten, der Geschäftsführung, dem Betriebsrat, engagierten Beschäftigten etc., bei dem gemeinsam nach den Kostenfressern im Klinikbetrieb geforscht, nach Lösungen gesucht und Gegenmaßnahmen beschlossen werden?"
Das entspräche der sozialen Verantwortung eines öffentlichen Arbeitsgebers. Eine solche Vorgehensweise käme dem internen Betriebsklima sehr zugute, da sich die Betroffenen ernst genommen wüssten "und es wäre ein glaubwürdiges Signal in die gesellschaftliche Öffentlichkeit hinein, dass es Politiker mit ihren sozialen Bekenntnissen tatsächlich ernst meinen", betont Böhm.