Die Würde des Patienten wahrnehmen -Verantwortlich pflegen – Rechte kennen

„Glück gehabt“, so äußern sich Pflegekräfte aus oberfränkischen Kliniken, wenn sie zu ihren kritischen Situationen im Pflegealltag befragt werden. Der Saal im Bildungshaus Obertrubach ist an diesem Novemberabend gut gefüllt. Zeitdruck, zu wenig Personal, Überstunden, „Holen aus dem Frei“ sind Probleme, die die Pflegekräfte psychisch belasten. Ihre Sorgen sind bekannt. Aber den Spagat zwischen wirtschaftlichem und menschlichem Arbeiten müssen die Pflegekräfte alleine aushalten. Haftungsrechtliche Fragen spielen dabei eine immer größer werdende Rolle. Häufig übernimmt die Pflegekraft aus ökonomischen Überlegungen Arbeiten des Arztes am Patienten. Der Rechtsanwalt Robert Roßbruch, vom Institut für Gesundheits- und Pflegerecht aus Koblenz, ist ein fachkundiger Gesprächspartner für die Krankenpfleger und Krankenschwestern, die auf Einladung der katholischen Betriebsseelsorge nach Obertrubach gekommen sind. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fühlen sich gut aufgehoben bei dem Referenten, der mit konkreten Situationen aus dem Alltag der Pflege die Neugier befriedigt, das (Selbst-)Bewußtsein stärkt und manchen zum Nachdenken über das eigene Verhalten anregt. Um gute Arbeit im Krankenhaus geht es auch Felix Holland. Der Personalrat in der Sozialstiftung Bamberg, Klinikum am Bruderwald, stellt dar, auf welchen Wegen die Gewerkschaft Ver.di die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus verbessern will. Er ermutigt die Anwesenden zu solidarischem Verhalten und wirbt für die Unterstützung der Ver.di Kampagne „Der Druck muss raus“, denn nur im Schulterschluss kann eine Verbesserung gelingen.
Krankenpfleger und –schwestern gehören für die Betriebsseelsorger zu den besonders belasteten Berufsgruppen. Sie leiden darunter, dass sie immer weniger Zeit am Patienten verbringen können. Nur noch 17% in der Berufsgruppe glauben, dass sie ihre Arbeit bis zur Rente durchhalten können. Menschenwürdige Pflege braucht menschenwürdige Arbeitsplätze und gerechte Entlohnung. Die Pflegekräfte selbst müssen in ihrer Position gestärkt und ernst genommen werden. Deshalb organisieren die Betriebsseelsorger Eckhard J. Schneider und Norbert Jungkunz dieses Seminar. Politische Entscheidungen und Privatisierung in der Krankenhauslandschaft haben dazu geführt, dass Menschlichkeit vermisst wird.“Wer bei der Arbeit in der Pflege wertgeschätzt wird, der kann auch wieder Wertschätzung an die Patienten weitergeben, sagte eine Schwester, die auf Intensivstation arbeitet am Rande des Seminars, „das wäre für alle ein Glück!“