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Ein Mann mit Weitblick

Datum:
Veröffentlicht: 29.7.11
Von:
Andreas Kuschbert, Dr. Manfred Böhm

Prälat Norbert Przibyllok, wurde vor 60 Jahren zum Priester geweiht

Bamberg (ku) – Er war viele Jahre der Finanzdirektor des Erzbistums Bamberg und war der erste Leiter der Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariates. Als Betriebsseelsorger und durch sein Engagement in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung machte er sich über die Bistumsgrenzen hinaus einen Namen. Am 30. Juli kann Prälat Norbert Przibyllok nun auf den 60. Jahrestag seiner Priesterweihe zurückblicken.

Norbert Przibyllok wurde im schlesischen Klausberg geboren und kam nach seiner Kriegsgefangenschaft im Jahre 1946 zunächst nach Fulda, wo er das Abitur ablegte. Noch im Herbst 1946 trat Przibyllok in das Erzbischöfliche Priesterseminar in Bamberg ein. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie erhielt er 1951 die Priesterweihe. Kaplansjahre verbrachte er in Ebing, Kronach und Nürnberg.
In dieser Zeit begann der Jubilar als Gebietskaplan der Christlichen Arbeiterjugend mit einer intensiven seelsorgerischen Tätigkeit unter der Arbeiterschaft. 1964 erfolgte die Berufung zum Diözesanbetriebsseelsorger und 1967 zum stellvertretenden Diözesanpräsides der KAB.

Große Verdienste hat sich Przibyllok auch als Direktor der Taubstummenanstalt Bamberg (1979 – 1986) erworben. Neben verschiedenen Bauerweiterungsmaßnahmen und der Gründung eines Fördervereins hat er vor allem für die Anliegen der Behinderten geworben. Verdient gemacht hat sich Przibyllok auch um die Vertiefung und Stärkung der traditionellen Kontakte zwischen der Erzdiözese Bamberg und der polnischen Erzdiözese Stettin-Cammin, zu deren Ehrendomherr er 1987 ernannt wurde. Papst Johannes Paul II. ernannte 1987 den aufgeschlossenen Seelsorger und kompetenten Finanzexperten aufgrund seiner Verdienste zum Päpstlichen Ehrenprälaten. Ende März 1996 trat der Jubilar aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.

Noch heute ist der Jubilar eng mit der Betriebsseelsorge verbunden,was sich auch in einer Würdigung des Leiters der Betriebsseelsorger, Dr. Manfred Böhm, widerspiegelt. Er schreibt in einem exklusiven Beitrag für das Heinrichsblatt:

„Die Betriebsseelsorge müsse die Nöte der Menschen aufgreifen und konkrete Verantwortung in den Bemühungen um Gerechtigkeit übernehmen. Dann werde sie ,wirklich zum Salz in der Suppe, Salz, das brennt‘. So der damalige Münchner Erzbischof Kardinal Josef Ratzinger im Jahr 1978 auf der süddeutschen Betriebsseelsorgertagung in Freising.
Unter den Tagungsteilnehmern war auch Norbert Przibyllok, der für die Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg verantwortlich war und sich von den Ausführungen des Kardinals bestätigt fühlen durfte. Als geistlicher Beirat der christlichen Werkgemeinschaften stand er schon seit Ende der 1950er Jahre in engem Kontakt zur Arbeitswelt. Der studierte Volkswirt hatte in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils die Zeichen der Zeit erkannt und im Anschluss daran die Betriebsseelsorge immer stärker profiliert.
Kirche und Arbeitnehmerschaft sollten miteinander ins Gespräch kommen. Wichtig war ihm dabei von Anfang an, dass dieses Gespräch nicht nur mit katholischen Arbeitnehmern geführt wurde, sondern unabhängig von ihrer Weltanschauung mit allen Menschen guten Willens. So war es nur konsequent, die Betriebsseelsorge organisatorisch direkt beim Seelsorgeamt und nicht etwa bei einem Sozialverband zu verankern.
Die Schwerpunkte der praktischen Arbeit ergaben sich aus den konkreten Kontakten zu den Menschen im Betrieb. Die Werkshalle wurde zum seelsorglichen Ort der Begegnung und des Gesprächs. Dass sich dies im Grunde bis heute durchgehalten hat, zeugt von der pastoralen Weitsicht des damaligen Ansatzes. Betriebsseelsorge wollte und will auch heute noch prophetische, solidarische und missionarische Kirche bei und mit den arbeitenden Menschen sein.
Täglich die Zeitung studieren, Betriebsräte besuchen und Begegnungen organisieren zwischen Kirchenleuten, Betriebsräten und Gewerkschaftlern – so lauteten die prägnanten Dienstanweisungen Przibylloks an seine Mitarbeiter. Es ging ihm darum Brücken zu bauen zwischen Kirche und Arbeiterschaft und verlorenes Vertrauen bei den Arbeitnehmern wieder zu gewinnen, damit Kirche als glaubwürdiger Gesprächs- und Bündnispartner für die Menschen in der Arbeitswelt akzeptiert würde.
Er tat dies ohne Berührungsängste und vor allem auch mit ökumenischem Eifer. Die Zusammenarbeit mit dem damaligen evangelischen Amt für Industrie- und Sozialarbeit war ihm ein Herzensanliegen.
Mit Leidenschaft, Weitblick und auch gegen manche Widerstände hat Przibyllok den Grundstein zur Betriebsseelsorge im Erzbistum gelegt und diese bis 1982 geprägt. Dann wurde er zum Finanzdirektor berufen.
Die Pastoral im Allgemeinen wie die Betriebsseelsorge im Besonderen haben ihm bis heute viel zu verdanken: Er hat in unserem Bistum dafür gesorgt, dass Kirche in der Arbeitswelt ernst genommen wird, dass sie Partei ergreift für die Schwächeren in der Arbeitswelt und dass sie so zum ,Salz wird, das brennt‘.“

Quelle: Heinrichsblatt Nr. 31, 31.07.2011, Seite 15