Zum Inhalt springen

Ein glaubwürdiger Gesprächspartner für die Menschen in der Arbeitswelt

FÜR--GERECHTIGKEIT--EHRUNG--ARBEITER
Datum:
Veröffentlicht: 18.5.16
Von:
Kath. Betriebsseelsorge

Zum Tod des Prälaten Norbert Przibyllok

Bamberg. Er war der erste Leiter der Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariates, viele Jahre war er der Finanzdirektor des Erzbistums Bamberg. Als Betriebsseelsorger jedoch und durch sein Engagement in der katholischen Arbeitnehmerbewegung machte er sich einen Namen über die Bistumsgrenzen hinaus. Am Pfingstmontag ist Prälat Norbert Przibyllok im Alter von 89 Jahren verstorben. Das Team der Betriebsseelsorge und der Arbeitnehmerpastoral trauert um eine wegweisende Leitungspersönlichkeit und den ersten Betriebsseelsorger.

Betriebsseelsorge muss die Nöte der Menschen aufgreifen und konkrete Verantwortung in den Bemühungen um Gerechtigkeit übernehmen. Mit diesem Anspruch führte Norbert Przibyllok die Betriebsseelsorge im
Erzbistum Bamberg. Als geistlicher Beirat der christlichen Werkgemeinschaften stand er schon seit Ende der 1950er Jahre in engem Kontakt zur Arbeitswelt. Als Priester und Diplomvolkswirt hatte er in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils die „Zeichen der Zeit“ erkannt und im Anschluss daran die Betriebsseelsorge immer stärker profiliert. Sein Credo: Kirche und Arbeitnehmerschaft sollen miteinander ins Gespräch kommen. Wichtig war ihm dabei von Anfang an, dass dieses Gespräch nicht nur mit katholischen Arbeitnehmern geführt wurde, sondern unabhängig von ihrer Weltanschauung mit allen Menschen guten Willens. So war es nur konsequent, die Betriebsseelsorge organisatorisch direkt beim Seelsorgeamt zu verankern. Die Schwerpunkte der praktischen Arbeit ergaben sich aus den konkreten Kontakten zu den Menschen im Betrieb. Die Werkshalle wurde zum seelsorglichen Ort der Begegnung und des Gesprächs. Dass sich dies im Grunde bis heute durchgehalten hat, zeugt von der pastoralen Weitsicht des damaligen Ansatzes. Betriebsseelsorge wollte und will auch heute noch prophetische, solidarische und missionarische Kirche bei und mit den arbeitenden Menschen sein.

Täglich die Zeitung studieren, Betriebsräte besuchen und Begegnungen organisieren zwischen Kirchenleuten, Betriebsräten und Gewerkschaftlern – so lauteten die prägnanten Dienstanweisungen Przibylloks an seine Mitarbeiter. Es ging ihm darum Brücken zu bauen zwischen Kirche und Arbeiterschaft und verlorenes Vertrauen bei den Arbeitnehmern wieder zu gewinnen, damit Kirche als glaubwürdiger Gesprächs- und Bündnispartner für die Menschen in der Arbeitswelt akzeptiert wird. Er tat dies ohne Berührungsängste und vor allem auch mit ökumenischem Interesse. Die Zusammenarbeit mit dem damaligen evangelischen Amt für Industrie- und Sozialarbeit war ihm ein Herzensanliegen. Mit Leidenschaft, Weitblick und auch gegen manche Widerstände hat Przibyllok den Grundstein zur Betriebsseelsorge im Erzbistum gelegt und diese bis 1982 geprägt.

Darüber hinaus begleitete er die Arbeit der Betriebsseelsorge mit kritischen Wohlwollen und blieb er der ihr bis zu seinem Tod verbunden. Er stiftete im Jahr 2008 den Preis „ Arbeiter der Gerechtigkeit“, der von Erzbischof Ludwig Schick jährlich an Frauen und Männer in der Arbeitswelt oder Gremien verliehen werden kann, die sich in ihrem Einsatz für mehr Solidarität, Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit im Betrieb besonders verdient gemacht haben. Noch in diesem Jahr hat er mit Freude und Anerkennung den Preisträger 2016 zur Kenntnis genommen. Die Betriebsseelsorge der Erzdiözese Bamberg dankt ihm als Nestor, Wegbegleiter und Freund. Im Glauben an die Auferstehung fühlen wir uns über den Tod hinaus verbunden.