Erzbischof Dr. Ludwig Schick besuchte das Faber-Castell-Werk in Geroldsgrün

"Wollen Kirche für alle sein"
Besonders lobte Erzbischof Dr. Ludwig Schick bei seinem Besuch des Geroldsgrüner Werkes der Faber-Castell Aktiengesellschaft deren Sozialcharta, die diese und die IG-Metall im Jahr 2000 unterzeichnet hatte. Sie gilt weltweit bei allen Werken und Niederlassung der Firma. Initiiert hatte den Besuch die Betriebsseelsorge der Erzdiözese Bamberg.
Zu Beginn des Besuches stellt Werksleiter Sigmar Lindner den Betrieb vor und unternahm mit dem Erzbischof auch einen Rundgang durch Produktions-, Entwicklungs- und Qualitätskontrollstätten des Werkes.
Lindner berichtet, dass das Werk in Geroldsgrün derzeit 250 Mitarbeiter beschäftige und in vier Berufen junge Leute ausbilde. Es werde auch das Stammpersonal nicht durch Leasingkräfte ersetzt. Zur Zeit seien keine Leiharbeiter beschäftigt. Es seien sogar frühere Leiharbeiter in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen worden.
Im März 2000 habe Faber-Castell und die IG-Metall die Faber-Castell-Sozialcharta unterschrieben. Diese international gültige Vereinbarung gehöre in ihrem Umfang zu den ersten ihrer Art. Damit verpflichte sich die Unternehmensgruppe, die 15 Produktionsstätten in zehn Ländern (darunter auch China, Brasilien, Russland, Indonesien, Indien) betreibe, die von der Internatioanlen Arbeitsorganisation (ILO) empfohlene Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Darin enthalten sei unter anderem das Verbot von Kinderarbeit, die Chancengleichheit und die Gleichbehandlung ungeachtet der Rasse, der Religion, des Geschlechts, der Nationalität sowie das Gewährleisten sicherer und hygienischer Arbeitsbedingungen. Ein unabhängiger Ausschuss überwache in regelmäßigen Abständen das Umsetzen der Vereinbarung.
Mitte der 1980er Jahre, so berichtete Lindner weiter, sei bereits das Sichern der für den Betrieb wichtige Ressource Holz ein wichtiges Unternehmensziel gewesen. So verarbeiten nun das Unternehmen schnell wachsende Nadelhölzer aus eigenen Forsten in Brasilien und unterhalte eigene Baumschulen. Ein geschlossener Kreislauf entstünde durch das konstante Wiederaufforsten in den geernteten Baumreihen. Aus diesem umweltschonend produzierten Holz würden dann Blei- und Farbstifte hergestellt. Auch habe Faber-Castell beim Einsatz von umweltfreundlichem Wasserlack in der Holzstiftproduktion eine Vorreiterrolle eingenommen.
Erzbischof Schick erklärte, die Hauptintension seiner Betriebsbesichtigungen sei „das normale Leben der Menschen kennen zu lernen. Wir wollen als Kirche ja für alle Menschen da sein“. Anerkennenswert sei, dass das Geroldsgrüner Werk im Frankenwald für Arbeitsplätze sorge und junge Leute ausbilde.
Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz freue ihn besonders, dass die Sozialcharta des Unternehmens weltweit gilt. Auch das Wiederaufforsten in Brasilien sei sehr gut. Auch die weltweite Mitwirkung der Betriebsräte sei lobenswert.
Er freue sich, dass hier in der Diaspora junge katholische Pfarrer die Betriebsseelsorge unterstützen. Der Geroldsgrüner Betriebsratsvorsitzende Stefan Hübner berichtete von einer guten Zusammenarbeit seit über 20 Jahren mit Eckhard J. Schneider von der Betriebsseelsorge. Er sei sich sicher, dass dieses gute Verhältnis auch die kommenden Jahre weitergehe.
Schneider meinte, wegen der demographischen Entwicklung im Frankenwald sei es wichtig, um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen – auch für junge Leute. Der Besuch des Erzbischofs solle auch zeigen, dass die Kirche Interesse an den Menschen und ihren Arbeitsplätzen im Frankenwald hat. So sei der ökumenische Aufruf der deutschen Bischöfe zur Betriebsratswahl von den Leuten hier sehr gut aufgenommen worden. Er könne daher hier zu Themen der Arbeitswelt gut den Erzbischof zitieren.
Der diözesane Leiter der Betriebsseelsorge Dr. Manfred Böhm betonte, dass Erzbischof Schick nicht nur Großbetriebe besuche, sondern auch kleinere Werke und Filialen.
Das Unternehmen Faber-Castell wurde 1761 gegründet und hat heuer weltweit rund 7000 Beschäftigte – rund 1100 davon in Deutschland. Das Geroldsgrüner Werk wurde 1861 gegründet. Es stellt ein sehr reichhaltiges und weites Programm an Produkten im Bereich Schreiben und Graphik her – vom Blei- und Malstift bis zu exklusiven Schreibgeräten. Außerdem stellt es Produkte für die Kosmetikindustrie her. Seine Werkzeugmaschine stellt es teilweise selber her. Der Umsatz des Gesamtunternehmens betrug 2011/12 gut 570 Millionen Euro.
Quelle: Heinrichsblatt, Nr. 14, 6. April 2014
