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Erzbischof Dr. Ludwig Schick verlieh den „Arbeiter für Gerechtigkeit“ an Otmar Brückner

Arbeiter für Gerechtigkeit 2014
Datum:
Veröffentlicht: 3.7.14
Von:
Kirchhof Andreas, Heinrichsblatt

Furchtloser, katholisch geprägter „Solidaritäter“

Als „Arbeiter für Gerechtigkeit“ wurde von der Betriebsseelsorge und Erzbischof Dr. Ludwig Schick der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates der Ideal automotive, Otmar Brückner, im Rokokosaal des Bistumshauses St. Otto ausgezeichnet.

Als erstes betonte Barbara März von der Betriebsseelsorge Nürnberg, Betriebs- und Personalräte würden dafür sorgen, dass der Mensch im Unternehmen nicht nur als Kostenfaktor angesehen wird. Sie rückten ihn und sein Wohlergehen in den Mittelpunkt, damit es nicht nur um Gewinnmaximierung geht. Die Räte seien auch „unverzichtbare Partner“ für die Betriebsseelsorge, wenn es um den Erhalt des Sonntagsschutzes geht.

März erklärte: „Und immer wird der Betriebsrat um Rat gefragt und es wird erwartet, dass er eine Antwort hat und im besten Fall das Problem löst – und das natürlich schnellstens. Die Kolleginnen und Kollegen erwarten von euch so manches Wunder. Trotz all dieser Anforderungen habt ihr immer ein offenes Ohr für die Belegschaft und ihre Anliegen. Deshalb sind wir Betriebsseelsorgerinnen und -seelsorger der Meinung, ihr seid die Seelsorger im Betrieb. Ihr leistet Arbeit, die unendlich wertvoll und unbezahlbar ist und auf die niemand verzichten kann.“

Leider würden die Betriebsräte „so gut wie keine Anerkennung“ erhalten. „Betriebsräte sitzen immer zwischen allen Stühlen. Sie sind dem Druck der Geschäftsleitung und der Belegschaft ausgesetzt.“ Der Preis „Arbeiter für Gerechtigkeit“ sei daher auch eine Anerkennung der Betriebsräte-Leistungen.

Dr. Manfred Böhm, Leiter der Arbeitnehmerpastoral der Erzdiözese, hielt die Laudatio auf Otmar Brückner. „Du machst die Betriebsratsarbeit bei allen Enttäuschungen und Durststrecken doch mit einer gewissen Lust. Und du tust sie nicht, weil du dich vom erwarteten Erfolg abhängig machst.“ Wer sich abhängig mache, werde schnell desillusioniert und resigniere, wenn der Erfolg der Bemühungen ausbleibt.

„Du bist wirklich ein Gerechtigkeitskämpfer für die kleinen Leute in dieser oft unübersichtlichen Arbeitswelt und ein furchtloser Solidaritäter weit über den eigenen Betrieb hinaus“, betonte Böhm. Seit 2002 sei Brückner Betriebsratsmitglied – und von Anfang an Vorsitzender. 2003 übernahm er auch den Vorsitz des Gesamtbetriebsrates der Ideal automotive und sei es bis auf den heutigen Tag.

Mit der Betriebsseelsorge verbinde Brückner „eine jahrelange freundschaftliche Beziehung“. So nehme er oft an deren Seminaren in Obertrubach teil und nehme von denen etwas für die Arbeit mit. „So freut’s mich jedes Mal, wenn du bei Betriebsversammlungen beispielsweise Papstzitate oder andere Aussagen der Katholischen Soziallehre aus dem Hut zauberst und damit bisweilen deine Geschäftsleitung überrascht. Und du zitierst das nicht, damit du damit Eindruck machen kannst, sondern weil es deine ureigene Überzeugungen sind. Du bist sozialkatholisch geprägt und du wirst bis heute immer wieder von dieser Prägung getrieben“, betonte Böhm. Und er schloss die Laudatio. „Du machst dich nicht kleiner als du bist, aber auch nicht größer. Das fordert deinen Gesprächspartnern immer wieder Respekt ab. Du nimmst dich ernst in deiner Aufgabe als Interessenvertreter für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und so wirst du auch von anderen ernst genommen. Das ist nicht nur aller Ehren wert, das ist auch unseres ausdrücklichen Dankes wert.“

Diesen Dank überreichte nun Schick – mit der Medaille, der Urkunde und einem Buch „Mit Gott sind wir ein starkes Team“, an dem der Erzbischof mitgearbeitet hat. In diesem Buch wird auch der Fußball-Sport behandelt. Und so verglich nun Schick die Betriebsratsarbeit mit dem Sport.

Fairplay sei nicht nur im Sport sondern auch im Betrieb wichtig. „Holzerei und Keilerei“ sei unangebracht. Dazu müssten die Betriebsräte beitragen. Im Fußball könne man nur mit einem starken Team, im Mit- und Füreinander gewinnen. Das lasse sich auch auf die Betriebe übertragen und dafür habe auch der Betriebsrat zu sorgen. Nur im Zusammenspiel sei Erfolg möglich. „Allein kommen wir auf Dauer nicht ans Ziel“, betonte der Erzbischof. Teamgeist und Kommunikation zu fördern sei eine wichtige Aufgabe der Betriebsräte.

„Kompetent, regelsicher und schlau“ müssten die Betriebsräte Kompromisse finden, erklärte Brückner in seiner Dankesrede. Das sei oft nervenaufreibend, da fast alle Seiten ihren eigenen Vorteil suchten. Daher gerieten die Räte unter Druck von allen Seiten. Die Betriebsseelsorge sei „eine gute Truppe der Kirche“. Die Seminare im Bildungshaus Obetrubach seien sehr wichtig und würden wichtige Erkenntnisse liefern. Daher müsse dieses Haus von der Erzdiözese erhalten werden. Er wünsche sich, dass es gesetzlich festgelegt wird, dass in allen Betrieben ab einer gewissen Größe Betriebsratswahlen ausgeschrieben werden müssen.

Quelle: Heinrichsblatt, Nr. 27, 6. Juli 2014

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