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Festgottesdienst und Festakt zum 60-jährigen Bestehen der Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg

60-jähriges Bestehen der Betriebsseelsorge
Datum:
Veröffentlicht: 29.10.18
Von:
Andreas Kuschbert, Heinrichsblatt / bbk

„Ein Edelstein in der Diözese“

Gerechtigkeit im Arbeitsleben, Transparenz im Umgang miteinander, internationale Solidarität – das waren einige der Schlagworte bei der Feier zum 60-jährigen Bestehen der Betriebsseelsorger im Erzbistum Bamberg am vergangene Freitag im Bistumshaus St. Otto.

Als Leiter der Bundeskommission der Betriebsseelsorge würdigte Christian Bindl aus München die Bamberger Betriebsseelsorge und sagte in Richtung Erzbischof Dr. Ludwig Schick mit Blick auf das diamantene Jubiläum: „Hier haben Sie einen ganz besonderen Edelstein in Ihrer Diözese.“ Nach Bindls Worten zeige sich eine lebendige Betriebsseelsorge durch ihr vielfältiges Engagement. „Und eine lebendige Arbeitnehmerpastoral wie hier in Bamberg sollte es eigentlich in jeder Diözese geben“, konstatierte Bindl.

Als einen wichtigen Partner für die Gewerkschaften bezeichnete der Vorsitzende des DGB Bayern, Matthias Jena, die Betriebsseelsorge, habe man doch viele gemeinsame Themen. Laut Jena werde im Vater unser regelmäßig gebetet „Dein Wille geschehe“, „aber kann es Gottes Wille sein, dass Millionen Menschen auf der Flucht sind, dass Millionen Menschen Hunger leiden?“ So sei die internationale Solidarität das gemeinsame Ziel von Kirchen und Gemeinschaften. „Wir müssen gemeinsam eingreifen und uns einmischen, und dabei reicht es nicht, den Armen zu helfen, sondern wir müssen die Ursachen von Armut bekämpfen“, so Jena. Gemeinsam müssten nach den Worten des DGB-Vorsitzenden auch die Themen Sonntagsschutz, Altersarmut und gerechter Lohn angegangen werden. Die Kirche müssten deshalb dankbar sein, „wenn wir gemeinsam die Stimme erheben, wo Unrecht geschieht und Schwache unter die Räder kommen“, betonte Matthias Jena, und fügte abschließend hinzu: „Fromm und politisch sind kein Widerspruch.“

Als einen wichtigen Auftrag der Kirche bezeichnete Domkapitular Professor Peter Wünsche die Betriebsseelsorge. Als Leiter des Seelsorgeamtes zugleich auch „Chef“ der Arbeitnehmerpastoral im Erzbistum, machte Wünsche deutlich, dass sich die Würzburger Synode (1971 – 1975) intensiv mit dem Verhältnis von Kirche und Arbeiterschaft befasst hat und die Beschlüsse die Grundlage für die heutige Arbeit seien.

Noch heute gehe es darum, Vertrauen aufzubauen und Misstrauen gegenüber der Kirche abzubauen, die Menschen dort abzuholen, wo es stünden. „Die Arbeitnehmerpastoral darf aber nicht instrumentalisiert werden“, betonte Wünsche. „Es geht in erster Linie um das Heil und Wohl der Menschen.“ So dürfe Betriebsseelsorge Glaubensvermittlung sein und Evangelisierung, „aber das alleine reicht nicht. Kirche von heute muss Gott in jeder Lebenswelt entdecken. Denn Gott ist immer schon da und muss nicht erst zu den Menschen gebracht werden“.

Nach Wünsches Worten können Kirchen und Gemeinden viel von und in Betrieben lernen und gerade dort die Augen offen halten. Wünsche: „Wir müssen die Kultur der Arbeit ernst nehmen und als echten Dialogpartner verstehen.“

Die Wichtigkeit unterstrich auch Erzbischof Dr. Ludwig Schick beim Gottesdienst in der Kapelle des Bistumshauses, den er zusammen mit Domkapitular Peter Wünsche, Dekan Albert Müller und Augustin Moïse Seck (Thiès/Senegal) zelebrierte. Dabei mahnte der Bamberger Oberhirte Gerechtigkeit im Arbeitsleben an und dass man sich für die gegenseitige Wertschätzung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern sowie für faire Bezahlung einsetzt.
Die Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg mache sich seit 60 Jahren dafür stark, „dass der Wert jeder Arbeit und die Würde jedes Arbeiters geschätzt und anerkannt werden“, sagte Schick. Kirche müsse Position beziehen auch in der Frage des Umgangs miteinander. „Buckeln nach oben und Treten nach unten“, dürfe nirgends Praxis sein.
Das Zweite, was die Betriebsseelsorge einfordern müsse, sei Transparenz im Umgang miteinander. Gerade die Kirche lerne zurzeit, was es bedeutet, wenn nur in geschlossenen Zirkeln verhandelt, gelebt und gewirkt werde. „Dabei entsteht Missbrauch verschiedenster Art: Von Kindern und Abhängigen, von Macht und Stellung, von Kapital und Gütern durch Korruption und Verschwendung.“
Auch Veränderungsprozesse in Betrieben, den Verwaltungen und Sozialeinrichtungen brauchten Offenheit, Information und Kommunikation. Dadurch werde nicht nur ein besseres Betriebsklima geschaffen, sondern auch die Bereitschaft für notwendige Veränderungen und die Produktivität erhöht. „Wenn Angst voreinander und vor der Zukunft, Ausgrenzung oder die Befürchtung, abgehängt zu werden, umgeht, ist das zum Schaden aller in Wirtschaft und Gesellschaft.“ Gerechtigkeit im Arbeitsleben, so Schick, bedeute gerechter Lohn für gute Arbeit, aber auch Arbeitszeitregelungen, die jedem ermöglichen, sein familiäres und soziales Leben zu pflegen, Hobbys nachzugehen und sich Zeiten der Erholung, für Kultur und Freizeit zu gönnen. Die Forderung nach Gerechtigkeit dürfte aber keine Einbahnstraße sein. Sie beinhalte auch die Pflicht des Arbeitnehmers, mit Einsatz und Fleiß zum Betriebs- und Gemeinwohl beizutragen.

60-jähriges Bestehen der Betriebsseelsorge