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Für mehr Menschlichkeit

Fernfahrer-Frühschoppen 18.02.2024
Datum:
Veröffentlicht: 28.2.24
Von:
Rainer Glissnik

Fernfahrerstammtisch der Erzdiözese Bamberg

Wie fair ist es im Speditionsgewerbe? Jedenfalls hatten alle Sehnsucht nach einem gerechten Leben und Leben lassen. Dies wurde beim Fernfahrerstammtisch der Arbeitnehmerpastoral der Betriebsseelsorge der Erzsdiözese Bamberg in der Lichtenfelser Gaststätte Wallachei deutlich. Es geht um die ganz menschlichen Bedürfnisse: Gerechter Lohn, faire Preise, ein ehrlicher, guter Umgang zwischen allen Beteiligten sowie ein solidarisches Verhältnis zwischen den Verkehrsteilnehmern.

„Es fällt auf alle zurück“, kennzeichnete Pastoralreferent Norbert Jungkunz die Situation der Lkw-Fahrerinnen und Fahrer. „Ohne Lkw-Fahrer funktionieren die Wirtschaft und Gesellschaft nicht. Trotzdem halten sie den Kopf hin. Die Speditionen stehen unter Druck, nicht zuletzt durch Wettbewerb und Kunden.“ Umso wichtiger sei es, Missstände immer wieder anzusprechen.

Ein Lkw-Fahrer sprach die teilweise menschenunwürdige Situation etlicher Trucker an. Er wusste, dass in der Nähe einiger Logistikzentren auf dem benachbarten Waldweg sogar Wäscheleinen gespannt sind. Sogar Löcher wurden gebuddelt, damit die Fahrer aufs Klo gehen können. „Das sind doch keine Zustände. Und es interessiert scheinbar niemanden.“

Vorbekommende Leute sagen dann: Schaut euch mal diese Lkw-Fahrer an. Dennoch wussten auch viele manche positive Entwicklung zu berichten. Immer öfter werden sie von Pkw-Fahrern auf Parkplätzen angesprochen. Viele gute Gespräche ergeben sich. Das Verständnis für die Arbeit ist gestiegen.

„Guter Lohn für gute Arbeit“, meinte Stefan Heinrich von der Schwerlast- und Gefahrguttrupp der Coburger Verkehrspolizei zu fairen Bedingungen. „Für alle gleiche Bedingungen und das gleiche Geld“ meinte Alexander Fritsch vom Gewerbeaufsichtsamt. „Menschlich sein soll es sei zwischen Disponet und Fahrer oder unter den Fahrern“, sagte Pastoralreferent Norbert Jungkunz. „Jeder bringt doch Leistung ein.“ Mit dabei war auch Yvonne Langguth vom Gewerbeaufsichtsamt.

Auf machen Autohöfen werden hohe Parkgebühren verlangt, es gibt sogar Premium-Parken. Nicht selten kostet ein Kaffee für Lkw-Fahrer sechs Euro. Nicht selten sind Autobahnratshöfe inzwischen von 24 bis sechs Uhr geschlossen.

Wie kann ich einem jungen Menschen schmackhaft machen, ins Speditionsgewerbe zu gehen? Viele junge Leute fühlen sich nach einiger Zeit als verheizt, spätestens wenn sie eine Freundin finden. Wenn Familie dazukommt spüren junge Leute die Entbehrungen. Insgesamt wurde etliches Positive berichtet. So habe sich beim Verhalten im Verkehr vieles verbessert. Viele Verstöße träten heute weniger auf. Beim Sekundenschlaf belege eine neueste Studie einen erheblichen Rückgang. Auch Verstöße gegen Fahrer wurden deutlich weniger festgestellt.

„Wir haben einen Super-Fuhrpark, der familiengeführte Betrieb bezahlt gut. Mein Chef weiß, was er an mir hat“, erläuterte ein Fahrer. Das ist vielleicht eine wesentliche Grundlage für Fairness.

Selbstcourage lohnt sich, wurde betont. „Man muss sich auch organisieren. Beispielsweise gewerkschaftlich“, wurde betont. Sich beispielsweise für einen europäischen Tarif stark machen, wurde gefordert. Einige wissen saubere und zuverlässige Beschäftigung zu schätzen. Fairness heißt Zuverlässigkeit muss sich lohnen. Nur Jammern und Schimpfen ohne etwas zu machen sei falsch. In Dänemark, Holland und Belgien sei dies anders.

„Warum machen wir dies? Es geht darum aktuell zu sein und Lobbyismus für Fahrer zu machen“, bekräftige Norbert Jungkunz das Engagement der Kirche. „Die Entscheidungen werden meist in Brüssel gefällt“, meinte Norbert Jungkunz. „Wer sind die, die ihre Stimme für uns erheben?“ In Regensburg gebe es einen Europaabgeordneten, der sich sehr um die Belange der Fernfahrer annehme. Beispielsweise sei die Politik gefordert, weil mehr Windräder entstehen sollen, es aber aus Personalmangel in der Verwaltung immer länger dauere, bis solche Fahrten genehmigt werden.

Sven Sander, 2. Vorsitzender der ACE-Kreisgruppe Oberfranken West, erläuterte seine Organisation. „Wir wollen für die Leute da sein“, versicherte er.

Auf der Homepage unter www.arbeitnehmerpastoral-bamberg.de unter Fernfahrerseelsorge ist Weiteres zu finden. Ratgeber für unterwegs finden sich unter www.ontour-online.de Am 21. Juli ist nächster Fernfahrerstammtisch in Mitwitz. Am 28. Juli findet eine Christopherusweihe statt.