Gegen den starken psychischen Druck
Seit 2003 kümmert sich der Mobbing Treff ehrenamtlich um Betroffene
Mobbing ist kein Kavaliersdelikt, sondern kann ernsthaft krank machen. Daher haben in Bamberg einige Betroffene die Selbsthilfegruppe „Fair play am Arbeitsplatz“ gegründet. Ihr „Mobbing Treff“ findet jeden zweiten Mittwoch im Monat in den Räumen der Katholischen Betriebsseelsorge statt. Geleitet wird der Treff ehrenamtlich von Christine Thun und Norbert Starost.
Mobbing ist ein lang andauernder Prozess, in dem der oder die Betroffene schikaniert, belästigt oder beleidigt wird. Die Kommunikation am Arbeitsplatz ist durch Konflikte belastet. Die Betroffenen sind die Unterlegenen. Die Mobbingattacken oder Schikanen erleiden sie häufig und wiederholt über einen längeren Zeitraum von mindestens einem halben Jahr. Das Opfer wird direkt oderindirekt von einer oder auch von mehreren Personen angegriffen. Das Ziel ist immer, die betroffene Person auszugrenzen. Nicht um Mobbing handelt es sich, wenn zwei Gruppen, die etwa gleich stark sind, in Konflikt geraten oder wenn die Attacken nur einige Tage andauern.
Mobbing verursacht bei den Betroffenen und in ihrem Umfeld einen starken psychischen Druck. Das Selbstwertgefühl schwindet und berufliche sowie private Beziehungen schwinden. Die Angst wird zu einem ständigen Begleiter und Krankheiten entstehen. Leistungseinbrüche und Arbeitsunfähigkeit gefährden die wirtschaftliche Existenz. Im Gespräch mit dem Heinrichsblatt berichten Thun und Starost, dass es neben denTreffen am Mittwoch viele Einzelberatungen gibt. Beide betonen, dass beim Mobbing eine Person angegriffen wird; um einen sachlichen Grund oder einen objektiven„Vorwurf“ geht es nicht wirklich. Es gelte bei der Beratung und den Treffen darum, dass das Opfer aufblüht statt kaputt zu gehen. Es werde nach dem wirklichen Ursprung gesucht. Bis 90 Prozent der Betroffenen schafften es, aus dem Teufelskreis herauszukommen, betont Starost. Aufmerksam auf den MobbingTreff würden die Betroffenen durch Zeitungen, Internet, ihre Ärzte, Leute, die schon einmal beim Treff waren, Betriebsräte und den am Treffen Beteiligten Organisationen. Leider, so bedauert Starost, kämen die Leute erst spät, oft sehr spät. Es dauere oft lange, bis eingesehen wird, dass der Betroffene den Fall nicht selbst lösen kann.
Die Einzelberatungen dauern jeweils eine bis eineinhalb Stunden. Dabei sei es wichtig, dass der Klient Abstand vom Geschehen nehmen kann und unter Umständen in eine Reha geht. Eine Reha sei das wirkungsvollste Mittel. Fachliche Beratung und ein längerer Abstand vom Mobbing-Geschehen sei notwendig. Helfen könnten externe Fachleute. Innerbetrieblich sei das Mobbing schwer zu bewältigen – auch nicht unbedingt von Betriebsräten oder Chefs, die beide auch Mobbing-Opfer sein können. Wichtig sei klarzustellen, dass natürlich nichts gegen den Willen und ohne die Zustimmung der oder des Betroffenen unternommen wird.
Mobbing verläuft immer gleich – nur die Art und der Grund dafür seien verschieden, betonen beide Berater. Mobbing sei grausam und der oder die Gemobbte seien immer allein. „Mobben kann jeder und gemobbt werden kann auch jeder“, stellt Starost klar. Außerdem habe sich gezeigt, dass bei hohen Arbeitslosenzahlen auch die Mobbingzahlen hoch seien.
Beim Mobbingtreff seien rund zehn bis 18 Leute dabei. Immer wieder kämen neue dazu. Bei einem Treffen, bei dem das Heinrichsblatt dabei war, berichten Arbeiter und Betriebsräte, Ärzte und Apotheker – egal ob männlich oder weiblich – wie sie gemobbt wurden. Das Mobben, so war aus den Berichten zu entnehmen, wirkt sich nicht nur auf dem Arbeitsplatz aus, sondern auch auf die gesamte Gesundheit und das gesamte Leben.
Oft merken die Betroffenen lange gar nicht, dass sie gemobbt werden, sondern werden erst von Außenstehenden darauf aufmerksam gemacht – zum Beispiel manchmal durch ihre Ärzte, die sie wegen gesundheitlicher Probleme aufgesucht haben. Starost meinte dazu, dass die Ärzte noch mehrfür diesen Krankheitsgrund sensibilisiert werden sollten.
Außerdem, so betonen beide, solle man im Betrieb Zivilcourage zeigen und unfairen Handlungen Einhalt gebieten, boshafte Gerüchte hinterfragen, sich selbst nicht an Hetzkampagnen und am Gerüchteverbreiten beteiligen, die Betroffenen unterstützen und ihnen fachliche Unterstützung vermitteln.
Die Selbsthilfegruppe „Treffpunkt Mobbing“ trifft sich immer am zweiten Mittwoch im Monat um 18.30 Uhr in der Betriebseelsorge (Ludwigstraße 25, 1. Stock, 96052 Bamberg, Postgebäude gegenüber vom Bahnhof, Eingang: Vor der Post stehend, rechts ums Eck am Anfang der Luitpoldstraße). Der nächste Treff ist also am 10. Januar.
Nähere Informationen zum Thema Mobbing und zum Treff gibt Norbert Starost (Telefon 01 51 / 22 30 50 03, E-Mail: info@treffpunkt-mobbing-bamberg.de, Internet: www.treffpunktmobbing-bamberg.de).