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Initiative erinnert mit Lesungen an 80. Jahrestag der Bücherverbrennungen

Initiative 80. Jahrestag Bücherverbrennung
Datum:
Veröffentlicht: 12.7.13
Von:
cid

„Undeutsche“ Texte wurden 1933 auch in Bamberg verbrannt

Bamberg (cid) – Bamberg war 1933 kein Hochschulstandort. Deshalb gab es damals keine von Studenten organisierten „Säuberungen“ von Bibliotheken, Buchhandlungen und Leihbüchereien. Dennoch brannten hier am 1. Juli 1933 Bücher und andere Druckerzeugnisse. An 20 Standorten in der Stadt erinnerten deshalb am 1. Juli Bürger an das barbarische Geschehen, indem sie öffentlich Texte der Autoren vortrugen, deren Schriftwerke von den Nationalsozialisten als „undeutsch“ geächtet worden waren.

Hellsichtig hatte Heinrich Heine bereits 1821 geschrieben: „Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen“. Auf die Initiative des „Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus“ hin beteiligten sich Stadträte und Mitglieder des Migranten- und Integrationsbeirates der Stadt, Mitglieder der interkulturellen Fraueninitiative, der Willy-Aron-Gesellschaft, Bürgermeister und Schulen an der knapp viertelstündigen Aktion. Dr. Manfred Böhm von der Katholischen Arbeitnehmerseelsorge der Erzdiözese trug auf den Stufen des Doms Texte von Erich Kästner, Erich Mühsam und Bert Brecht vor. Kästner beschrieb seine Eindrücke von der Teilnahme an der Verbrennung der eigenen Werke.

Die an vielen verschiedenen Orten der Stadt vorgetragenen Texte hatten alle einen politischen Hintergrund. Sie befassten sich nach Auskunft des Organisators Werner Schnabel mit rassistischem und völkischem Gedankengut oder setzten sich für Toleranz ein. Die Leser waren durch große „Buchdeckel“ zu erkennen. Auf ihnen war ein Bild von der Bamberger Bücherverbrennung zu sehen, das sich im Stadtarchiv befindet.

Franz Fichtl beschreibt die Bamberger Situation in dem Buch "Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933“ folgendermaßen: Im Frühjahr 1933 "wurden in Bamberg bei Hausdurchsuchungen Druckerzeugnisse widerrechtlich beschlagnahmt, so unter anderem bei Mitgliedern der KPD, der SPD und der Bayerischen Volkspartei (BVP), in den Geschäftsstellen von SPD und BVP, im Gewerkschaftshaus, im Sitz des Caritasvereins, des Industrie- und Handelsgremiums und der Arbeitersamariter-Kolonne, bei den Ernsten Bibelforschern, in der Geschäftstelle des Textilarbeiterverbandes und im Heim des katholischen Jugendvereins". Am 24. Juni fand dann im Bamberger Volkspark-Stadion der "Tag der Jugend" statt. Am Abend sollte ein Sonnwend-Feuer angezündet werden, aber wegen des regnerischen Wetters wurde dies auf den 1. Juli verlegt. An diesem Tag veranstalteten die Nationalsozialisten dann eine Sonnwendfeier, wo sie nach einem „Feuerspruch“ diese Bücher, Akten und Druckschriften verbrannten.