KEB, KAB und Betriebsseelsorge veranstalteten Studienabend zum Thema Geld und Gier

Glück Anderer zum Herzensanliegen machen
Bamberg (cid) – Kann Geld glücklich machen? Wie sieht unser Umgang mit dem Zahlungsmittel aus? Welche Bedeutung hatte es schon in der Bibel und was kann man heute tun, um sein Geld mit gutem Gewissen anzulegen? Zu einem Studien abend mit dem Thema „Geld Macht Gier“ hatten die Katholische Erwachsenenbildung (KEB), die Betriebsseelsorge und die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in das Bistumshaus eingeladen.
Die Veranstaltung war ein zweiter Schwerpunkt im Rahmen der im Erzbistum gestarteten Sozialoffensive. Auf der Grundlage der Sozial enzyklika von Papst Benedikt XVI. „Caritas in veritate“ aus dem Jahr 2009 sollten, so hatte der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx gefordert, die bayerischen katholischen Bildungswerke sich verstärkt sozialen Themen widmen. In der Erzdiözese Bamberg hatte man dies bei einem ersten Studientag mit dem Thema „Offensiv werden – sozialethisch denken“ in diesem Frühjahr getan, bei dem die katholische Sozialverkündigung im Zentrum gestanden hatte.
Dem „Geist des Geldes“ spürte Helmut Hof, Vorsitzender der Erwachsenenbildungswerke im Landkreis Forchheim und Erlangen / Höchstadt nach und fragte, ob Geld glücklich macht. Er erläuterte den Teilnehmern der Veranstaltung Ergebnisse der Glücksforschung zum Verhältnis von Geld und Lebensstil und machte deutlich, wo Grenzen überwunden werden, die zur Gier führen. Generell, so Hof, könne ein bestimmtes Maß an finanziellen Mitteln, an Wohlhabenheit, zu einer allgemeinen Zufriedenheit führen.
Ab einem bestimmten Punkt entwickele sich jedoch, so belegte er anhand von Statistiken, der Zuwachs an Wohlstand und die Zufriedenheit auseinander. Mehr Geld bringe nicht mehr Zufriedenheit. Hof stellte heraus, dass vielmehr andere Faktoren wie gute Freunde, eine gute Partnerschaft, die Natur, ein spirituelles Leben oder auch eine zufriedenstellende, erfüllende Tätigkeit als beglückend erfahren werden. Unser Wirtschaftssystem dagegen lebe von der Unersättlichkeit der Menschen, wecke und fördere diese durch Werbung und setze dadurch eine Spirale in Gang, die in – krank hafte – Gier hineinführen könne, die nie zu einer Sättigung führe. Hof forderte dazu auf, den eigenen Lebensstandard, die Vorstellungen davon, was man zum Leben braucht, zu überdenken. „Wenn Sie glücklich sein wollen investieren Sie nicht in Dinge, sondern in Erlebnisse“, riet er und legte den Studientagsteilnehmern ans Herz, das Glück Anderer zu einem Herzensanliegen zu machen.
Der Leiter der Betriebsseelsorge, Dr. Manfred Böhm, nahm in seinem Vortrag die Bibelstelle von der Vertreibung der Händler aus dem Tempel zum Anlass, auf das „Wirtschaftssystem Tempel“ aufmerksam zu machen. Er zeigte auf, dass schon zu Jesu Zeiten Geldinteressen vor religiösen Interessen gestanden hätten. Wenn Jesus Erfolg gehabt hätte, wäre der Wirtschaftsstandort Tempel und die für eine bestimmte Personengruppe damit verbundenen Privilegien infrage gestellt worden. Die Tempelaustreibung sei ein Handeln gegen den Götzen Mammon gewesen. Auch heute sei, so Böhm, Geld das Herzstück einer neuen Religion, des neoliberalen Kapitalismus. Die Christen sollten Kritik an dieser Religion üben.
Im Verlauf der Veranstaltung wurden auch Fragen des konkreten Umgangs mit Geld angesprochen. Raimund Köhler, Direktor der Liga-Bank in Bamberg, stellte sein Unternehmen vor, das Dienstleistungen für die katholische Kirche und ihre Angestellten übernimmt. Köhler verwies auf ein Leitbild der Bank an dem sich das Handeln des Unternehmens orientiere. Er hob hervor, dass bei Bankgeschäften die Interessen der Kunden im Zentrum stünden, dass man um Nachhaltigkeit bemüht sei, jedoch Gewinnmaximierung ablehne.
Dr. Siegfried Ecker vom Bildungswerk der KAB widmete sich den „Geldanlagen gegen Gier“. Er verwies auf ein Papier der Deutschen Bischofskonferenz, das ein sozial verantwortliches Investment propagiere. Ecker forderte die Anwesenden auf, genau hinzusehen, wo sie ihr eigenes Geld anlegen. Er nannte Banken, bei denen man „guten Gewissens“ Geld anlegen könne. Immer sei eine „Investition in Gerechtigkeit“, in die Vergabe fairer Kredite, wichtiger als eine Investition in hohe Renditen. Der soziale Gewinn sei groß, wenn man einen Beitrag dazu leisten könne, Armut zu bekämpfen, etwa indem man dort investiere, wo Mikrokredite vergeben und ökologische Gesichtspunkte beachtet werden. Es sei nicht aussichtslos, dem geltenden Wirtschaftssystem so etwas entgegenzusetzen: „Auch aus etwas Kleinem kann etwas werden.“ Über den Umfang der eigenen Einflussnahmemöglichkeiten solle man sich aber keinen Illusionen hingeben. Bei einem weiteren Studientag im Rahmen der Sozialoffensive will man, so wurde abschließend angedeutet, den Abbau des Sozialstaats zum Diskussionsthema machen.
Text und Fotos: Christiane Dillig aus Heinrichsblatt Nr. 50 vom 12.12.2010, Seite 35