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Karikaturen-Ausstellung im Coburger Pfarr- und Dekanatszentrum zu Mensch, Maschinen und Moneten

Eröffnung Karikaturen-Ausstellung 30.09.2019
Datum:
Veröffentlicht: 23.10.19
Von:
Andreas Kuschbert, Heinrichsblatt

Humorvoller Blick auf ein ernstes Thema

Coburg (ku) – Karikaturen ersetzen so manches langatmige Referat und bringen auf humorvolle Art und Weise ein ernstes Thema auf den Punkt. Das erfuhren jetzt auch die Gäste bei der Eröffnung der Ausstellung „Arbeit ist das halbe Leben? – Karikaturen zu Mensch, Maschinen und Moneten“, die im Pfarr- und Dekanatszentrum St. Augustin in Coburg eröffnet wurde. So war beim Rundgang durchaus immer wieder ein Schmunzeln auf den Gesichtern der Besucher zu sehen, es gab aber auch viele nachdenkliche Gesichter, je länger man sich mit einem Thema befasste.

Aus Anlass des 60-jährigen Bestehens der Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg hatte diese einen Karikaturenwettbewerb ausgeschrieben, und über 1800 Einsendungen aus aller Herren Länder waren nach Aussage von Betriebsseelsorger Norbert Jungkunz eingegangen. So sei es für die Jury keine leichte Aufgabe gewesen, 60 Karikaturen auszuwählen, die nun in der Wanderausstellung zu sehen sind.

Die Abbildungen rücken vor allem die Menschen in der Arbeitswelt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Da geht es um die Themen Lohnungerechtigkeit, Sonntagsarbeit, Mobbing, psychische Belastungen, prekäre Beschäftigung oder auch Digitalisierung.

Komprimiert und zugespitzt wird die Arbeitswelt dargestellt, „ein Blick zeigt oft alles“, konstatierte der Leiter der Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg, Dr. Manfred Böhm, in seiner Ansprache bei der Ausstellungseröffnung. Seine Einführung in die Ausstellung nutzte Dr. Böhm zu einem kritischen Blick auf die Arbeitswelt und sagte dabei: „Wer einen realistischen Blick auf das Phänomen der Arbeit wirft, wird sofort deren Doppelcharakter erkennen.“

Einerseits werde Arbeit nicht selten als etwas Unangenehmes empfunden, sei mit Mühe, Anstrengung und Schweiß verbunden, manchmal sogar mit Widerwillen. Doch allen sei laut Böhm bewusst, dass Arbeit unumgänglich ist für den Lebensunterhalt, mit Erwerbsarbeit werde schließlich die eigene Existenz gesichert. Und selbst in den eigenen vier Wänden würde Arbeit warten, vom Hausputz und der Gartenarbeit bis zur Steuererklärung.

Dr. Böhm: „Andererseits können und wollen wir nicht von der Arbeit lassen. Weil wir nämlich durch sie in Beziehung treten zur Welt und zu unseren Mitmenschen. Weil wir gestalterisch tätig sein und uns selbst ausdrücken wollen. Arbeiten ist sozusagen in unserer DNA angelegt und gehört somit zu unserer Identität. Ohne Arbeit können wir nicht gut leben.“ Und Gott selbst wird nach den Worten des Betriebsseelsorgers im Schöpfungstext des Alten Testaments als arbeitender Gott dargestellt, der sechs Tage gearbeitet und sich am siebten Tag ausgeruht habe, nachdem er seine Arbeit vollbracht habe.

Seine Ausführungen wollte Dr. Böhm jedoch nicht als Loblied auf die Arbeit verstanden wissen, „es wäre schön, wenn wir es ungetrübt singen könnten“, sagte er. So habe konkrete Arbeit ihre Schattenseiten und manchmal auch Abgründe. Das erfahre die Betriebsseelsorge seit inzwischen 60 Jahren, denn gerade die Schattenseiten derjeweiligen Arbeitswelt würden von ihr in den Blick genommen, würden unbeirrt die Menschen in den Betrieben begleitet, stelle man sich an ihre Seite und mache immer wieder den Mund auf, wenn den Arbeitnehmern die Worte fehlten. Angesichts der ausgestellten Karikaturen sprach der Regionalleiter Oberfranken des DGB, Mathias Eckardt, von einer „lebendigen Ausstellung zu einem lebendigen Thema mit vielen Facetten“. Dankbar zeigte sich Eckardt, dass die Betriebsseelsorge das Thema „Arbeit“ aufgreife und immer wieder den Finger in die Wunde lege, „denn die Konflikte in der Arbeit werden nicht kleiner. Wir müssen die Menschen mitnehmen, denn der Mensch ist das Maß aller Dinge“.

Die Ausstellung im Pfarr- und Dekanatszentrum (PDZ) ist bis zum 31. Oktober täglich von 9 bis 17 Uhr zu besichtigen. Am Dienstag, 22. Oktober, findet um 19 Uhr im PDZ eine Lesung mit Gespräch mit dem Autor Fritz Reheis zum Thema „Warum wir Nachhaltigkeit neu denken müssen? – Die Resonanzstrategie“. Am Dienstag, 29. Oktober, 19 Uhr, hält Dr. Claudia Lohrenscheidt, Professorin für Internationale Sozialarbeit und Menschenrechte an der Hochschule Coburg, einen Impulsvortrag zum Thema „Arm trotz Arbeit“.

Eröffnung Karikaturen-Ausstellung 30.09.2019