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Mensch, Maschinen und Moneten

Ausstellungseröffnung 'Mensch, Maschinen und Moneten'
Datum:
Veröffentlicht: 13.9.18
Von:
Marion Kürger-Hundrup, FT v. 13.09.2018

Erzbischof Ludwig Schick eröffnete die Ausstellung von 60 Karikaturen zum Thema „Arbeit ist das halbe Leben?“. Anlass ist das 60-jährige Bestehen der Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg.

Der Volksmund weiß, dass Arbeit das halbe Leben ist. Tatsächlich verbringt der Mensch einen großen Teil seiner Lebenszeit bei der Erwerbsarbeit. Arrangiert herum sein privates Leben, sei es den Wohnort, die Urlaubsplanung oder den Arztbesuch.

Dass Arbeit jedoch zwei Gesichter hat, machen bissige und nachdenklich stimmende Karikaturen deutlich, die jetzt im Bistumshaus St. Otto zu sehen sind. Namhafte Karikaturisten aus dem In- und Ausland haben mit spitzer Feder vor allem das zweite Gesicht porträtiert. Also nicht die Arbeit, die Freude macht und soziale Anerkennung sowie gesellschaftliche Teilhabe verschafft. Sondern die Facetten der Arbeit, die belasten, überfordern, ja sogar ausbeuten.

Erzbischof Ludwig Schick, der diese Präsentation von 60 Karikaturen eröffnete, nannte einige Beispiele: Lohnungerechtigkeit, Sonntagsarbeit, Mobbing, prekäre Beschäftigung, Digitalisierung: „Das sind Probleme, die in der Arbeitswelt gelöst werden müssen. Vieles gehört auf die To-Do-Liste“, erklärte der Erzbischof. Er hoffe, dass diese Liste abgearbeitet werde und Verhältnisse geschaffen werden, „in denen Arbeit Spaß macht“. Die Ausstellung möge dazu beitragen, dass „Menschen in ihrer Arbeit glücklich werden“, so Schick.

„Arbeit ist das halbe Leben? Karikaturen zu Mensch, Maschinen und Moneten“ titelt die Schau, die aus Anlass des 60-jährigen Bestehens der Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg gezeigt wird. Nicht als „Loblied auf die Arbeit“, wie Manfred Böhm, Leiter der Betriebsseelsorge, sagte. Denn jeder wisse, dass konkrete Arbeit ihre Schattenseiten und manchmal sogar ihre Abgründe habe. Diese Schattenseiten der jeweiligen Arbeitswelt habe die Betriebsseelsorge 60 Jahre lang in den Blick genommen „und dabei unbeirrt die Menschen in den Betrieben begleitet, sich auf ihre Seite gestellt und immer wieder auch den Mund aufgemacht, wenn ihnen die Worte fehlten“, bilanzierte Böhm.

Die Ausstellung führe Themen aus der Welt der Arbeit komprimiert und zugespitzt vor Augen. Manfred Böhm nannte die stolze Zahl von 1899 Karikaturen aus aller Herren Länder – von Australien über China bis Saudi-Arabien – die auf die Ausschreibung hin eingegangen sind. Die Jury wählte 60 Werke, die in ihrer zeichnerischen Entlarvung mehr transportieren als wortreiche Referate. Und zwar ohne oberflächlichen Witz oder platte Belustigung: „Da ist eine höhere Moral, eine Neigung zur Menschlichkeit, die sich mit Hilfe ironischer Überzeichnung parteiisch einmischt“, erkannte Böhm.

Der "Schandfleck"

Er wies auf seine Lieblingskarikatur, ein Opus von Luff (alias Rolf Henn): Es geht um das Thema Niedriglohn. Das Bild wird dominiert von einem großbürgerlich anmutenden Domizil mit Deutschlandflagge und einem Oberklassewagen vor der Tür. Daneben sieht man an die Wand gedrückt eine notdürftig zusammen genagelte Bretterbude mit der Aufschrift „Niedriglohnsektor“. Der Titel der Karikatur heißt „Schandfleck“: Die Niedriglöhnerhütte stört als Schandfleck den schönen Anblick auf das wohlhabende und soziale Gemeinwesen.

Eine andere Karikatur behandelt das Thema Digitalisierung in der Arbeitswelt. Markus Grolik hat einen menschenähnlichen Roboter skizziert mit einem Schild um den Hals: „Übernehme jede Arbeit. Auch Deine.“ Hier wird die Unsicherheit ins Bild gesetzt, ob die Digitalisierung möglicherweise „meine“ Arbeit ersetzt.

Bis in den Himmel

Die Entdeckungsreise durch die Arbeitswelt führt sogar in den Himmel, an dessen Pforte ein Mensch mit einer traurigen Lebensbilanz Einlass begehrt. Petrus prüft die mitgebrachte Liste genau: Probeweise Praktika, befristete Jobs, vorübergehend verheiratet. Karikaturist Gerhard Mester lässt Petrus den Daumen nach oben richten und sagen: „Okay, du kannst rein! Vorläufig.“

Die jetzige Präsentation ist bereits die fünfte Karikaturenausstellung, die durch das Erzbistum Bamberg wandert. Für Erzbischof Schick ist diese Serie eine „gute Tradition“: „Karikaturen sind zunächst ein Spaß, dann aber auch eine ernste Angelegenheit:“ Karikaturen „sollen beim Anschauen zum Nachdenken anregen, damit es weitergeht“.

Die Ausstellung „Arbeit ist das halbe Leben?“ ist bis zum 19. Oktober 2018 montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr im Bistumshaus St. Otto, Heinrichsdamm 32, 96047 Bamberg, zu sehen. Die Betriebsseelsorge und die Katholische Erwachsenenbildung im Erzbistum Bamberg sind die Organisatoren. Ein Katalog mit allen Karikaturen ist an der Pforte des Bistumshauses für 5 Euro erhältlich.

Ausstellungseröffnung 'Mensch, Maschinen und Moneten'