Ministerpräsident Bodo Ramelow beim Ökumenischen Politischen Nachtgebet in Coburg
Weltweite Ungerechtigkeiten angeprangert
Coburg (mako) – Vor kurzem besuchte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) die oberfränkische Stadt Coburg und nahm am Abend am Ökumenischen Politischen Nachtgebet in der St.-Nikolaus-Kapelle teil. Dr. Manfred Böhm von der katholischen Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg und Frank Meixner von den (evangelischen) Kirchlichen Diensten in der Arbeitswelt stellten bei dem gut besuchten Wortgottesdienst die Sozialpflichtigkeit des Eigentums heraus.
„Die Erde ist für alle da, nicht nur für die Reichen“, zitierten sie aus der von Papst Paul VI. im Jahr 1967 veröffentlichten Enzyklika „Populorum progressio“. „Das Privateigentum ist also für niemand ein unbedingtes und unumschränktes Recht.“ Nicht nur die immer weiter auseinander gehende Schere zwischen arm und reich in Deutschland und Europa wurde kritisiert. Das Verhältnis zwischen den so genannten entwickelten Industrieländern in Europa und Nordamerika wurde ebenso misstrauisch unter die Lupe genommen.
„Auf verschiedene Weise versorgen die weniger entwickelten Völker, wo sich die bedeutendsten Reserven der Biosphäre befinden, weiter die Entwicklung der reichsten Länder, auf Kosten ihrer eigenen Gegenwart und Zukunft“, wurde Papst Franziskus aus seiner Enzyklika „Laudato Si“ aus dem Jahr 2015 zitiert. Manfred Böhm schlussfolgerte daraus: „Die Fluchtbewegungen machen die weltweite Ungerechtigkeit deutlich!“
Nicht weit weg von der ehemaligen Grenze zwischen der alten Bundesrepublik und der früheren DDR erinnerten die Verantwortlichen des Nachtgebets an wirtschaftliche und soziale Verwerfungen im Zuge der Wiedervereinigung. Die DDR-Industrie sei in großen Teilen vernichtet worden, um daraus Profit zu schlagen.
Manfred Böhm beschrieb den neoliberalen Kapitalismus als Ersatzreligion: „Das Geld wird zum Götzen!“ Das Geld sei eine gefährliche Alternative zu Gott.
Der 1956 geborene Bodo Ramelow ist seit 2014 Ministerpräsident von Thüringen. Als Landessynodaler unterstützte er den Zusammenschluss der einstigen evangelisch-lutherischen Landeskirche in Thüringen sowie der Evangelischen Kirche in der Kirchenprovinz Sachsen zur heutigen Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Er ist Mitglied im Kuratoriumder Evangelischen Kirche in Deutschland zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017. Zu seinen Vorfahren gehört unter anderem der Theologe Johann Philipp Fresenius, der 1748 Johann Caspar Goethe und Catharina Elisabeth Textor in Frankfurt traute und ein Jahr später deren Sohn Johann Wolfgang Goethe traute.
