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Nach langen Jahren im kirchlichen Dienst: Dr. Manfred Böhm geht in den wohlverdienten Ruhestand

Manfred Böhm 04.2024
Datum:
Veröffentlicht: 10.4.24
Von:
Andreas Kuschbert, HB Nr. 14

Rückblick auf eine erfüllende Zeit

Wer an die Betriebsseelsorge im Erzbistum Bamberg denkt, dem kommt zunächst einmal unwillkürlich der Name Dr. Manfred Böhm in den Sinn. Seit September 1998 ist der gebürtige Coburger Leiter der Betriebsseelsorge, „und ich habe bis heute keine Minute bereut, diesen Schritt gegangen zu sein“, sagt Böhm. Jetzt steht ein weiterer wichtiger Schritt vor ihm, der Schritt in den Ruhestand. Am 12. April wird Manfred Böhm bei einer Feierstunde im Bistumshaus St. Otto in Bamberg in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Aufgewachsen in Hattersdorf bei Sesslach im Landkreis Coburg, kam Manfred Böhm 1969 ins Knabenseminar Ottonianum nach Bamberg. Der damalige Seßlacher Stadtpfarrer Otto Donner habe ihm den Weg in die Domstadt bereitet, so Böhm.

Bis 1977 blieb er im Knabenseminar und studierte nach seinem Abitur Theologie in Bamberg und Tübingen. Bei Professor Ottmar Fuchs, dem er auch heute noch freundschaftlich verbunden ist, promovierte Böhm über den religiösen Sozialismus – ein Thema, das von der Befreiungstheologie aufgegriffen wurde und den Diplom-Theologen bis heute nicht loslässt.

Seit 1988 steht Dr. Manfred Böhm im kirchlichen Dienst, war zunächst in der Katholischen Erwachsenenbildung in Kulmbach, Lichtenfels und Erlangen tätig, ehe er zur Betriebsseelsorge kam und hier eine, wie er sagt, „sehr zufriedenmachende und erfüllende Arbeit“ gefunden hat. Böhm: „Ich denke, dass sich in meiner Arbeit meine persönlichen Werte widerspiegeln. Ich muss mich nicht verstellen, und das ist ein sehr guter Schutz vor einem Burnout.“

Kein langes Überlegen habe es für ihn gegeben, als Bernhard Simon ihn fragte, ob er nicht in seiner Nachfolge Leiter der Betriebsseelsorge werden wolle. Schon länger habe er zu diesem Zeitpunkt Seminare für die KAB und die Betriebsseelsorge auf Bundesebene gehalten, so dass ihm das Arbeitsfeld nicht neu war.

„Von meiner Motivation her, könnte ich noch zehn Jahre weitermachen“, sagt Dr. Böhm lachend im Gespräch mit dem Heinrichsblatt und hat in diesem Zusammenhang nur lobende Worte für das „tolle Team“ der Betriebsseelsorge, das ihn jung halte. „Wir tragen und motivieren uns gegenseitig. Da muss man sich auch nach den vielen Jahren nicht zwingen, jeden Tag zur Arbeit zu gehen“, konstatiert er.

In den 25 Jahren, in denen er als Betriebsseelsorger tätig ist, habe sich die Arbeit durchaus geändert, gab es verschiedene Prozesse auf Bundesebene. Bei allen durchaus notwendigen Veränderungen ist für Dr. Manfred Böhm wichtig, dass die Betriebsseelsorge wichtige Charakteristika beibehält, nämlich eine solidarische Kirche zu sein mit einem Blick in die Arbeitswelt, dass sie eine prophetische Kirche ist ebenso wie eine missionarische Kirche. Mit Blick auf den letzte Punkt macht Böhm deutlich, dass die Betriebsseelsorger die Menschen in den Betrieben nicht für die Kirche „rekrutieren“ wollen. „Wir wollen den Menschen die Botschaft der Evangelien als Hilfe für das Leben an die Hand geben.“

Die Betriebsseelsorge wolle aber auch immer zu einer guten Lebens- und Gesellschaftsgestaltung beitragen, indem sie mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommt und sie begleitet. Erste Ansprechpartner sind dabei die Betriebsräte.
Als kirchliche Vertreter wolle man immer Partei für die Schwächeren im System, Arbeitnehmer wie Arbeitslose gleichermaßen, ergreifen. Dazu tragen auch die sieben Beratungsstellen für Arbeitslose bei, „und ich finde es ganz toll, dass unser Erzbistum dieses System auch aufrechterhält. So können wir verlässliche Bündnispartner sein und es auch bleiben“.

Die kontinuierliche Entwicklung von Seminaren und Materialien für Betriebsräte bezeichnet Böhm als eine der wichtigsten Aufgaben der diözesanen Betriebsseelsorge. „Damit tragen wir dazu bei, dass die Leute konfliktfrei und gestärkt arbeiten können und gleichzeitig auch die Arbeit der Betriebsräte unterstützt wird, deren Anforderungen immer größer werden.“

Auch im Ruhestand wird es Dr. Manfred Böhm nicht langweilig werden. So will er unter anderem ein Lesebuch über den weitestgehend unbekannten Theologen Leonhard Ragaz voranbringen, der ihn seit seiner Promotion beschäftigt. „Aber zunächst will ich einmal zur Ruhe kommen. Die ersten Monate werden mir wie ein langer Urlaub vorkommen“, sagt er. „Aber ehrlich gesagt bin ich keiner, der sich gerne auf die faule Haut legt,“ fügt Böhm hinzu und gibt als sein Motto aus: „Ich muss nichts, darf aber alles.“ Und so kann er sich durchaus vorstellen, nach einer gewissen Zeit Vorträge zu halten oder Seminare zu geben, wenn er dazu angefragt wird.

Manfred Böhm 04.2024