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Preis „Arbeiter für Gerechtigkeit“ an Volker Griebel verliehen

Arbeiter für Gerechtigkeit
Datum:
Veröffentlicht: 28.10.20
Von:
Andreas Kirchhof, Heinrichsblatt

„Selten vergnügensteuerpflichtig“

Jedes Jahr vergibt die Katholische Betriebsseelsorge der Erzdiözese Bamberg den Preis „Arbeiter für Gerechtigkeit“. Heuer, so berichtet in ihrer Begrüßungsrede Betriebsseelsorgerin Barbara März, sei die Preisvergabe wegen der Corona-Pandemie nicht sicher gewesen. Aber Erzbischof Dr. Ludwig Schick sei es wichtig gewesen, dass diese Ehrung auch heuer stattfindet. So wurde der Preis nun im Festsaal des Bistumshauses Bamberg an den Betriebsratsvorsitzenden der Firma Omexon Frankenluk GmbH, Volker Griebel, verliehen.

Der Leiter der Betriebsseelsorge des Erzbistums, Dr. Manfred Böhm, hielt zu Beginn ein kleines Impulsreferat. Er erinnerte daran, dass am 4. Februar 1920, in den Wirren der Jahre nach dem 1. Weltkrieg, das Betriebsrätegesetz im Berliner Reichstag verabschiedet wurde. Es sei von Beginn an angefeindet worden – von rechts sowieso und von links als nicht weitgehend genug. Nun bestehe es – nach Abzug der zwölf Jahre NS-Diktatur – schon 88 Jahre.

„Als Betriebsseelsorgern ist uns natürlich an der Mitbestimmung sehr gelegen“, betonte Böhm. Die Katholische Soziallehre gebe dazu „Schützenhilfe“. Dort heiße es: „Wie immer die Arbeit geartet ist, der Arbeiter muss sie als Ausdruck seiner Persönlichkeit leben können. Von daher ergibt sich die Forderung nach einer Mitbeteiligung, die – weit über eine Teilnahme an den Früchten der Arbeit hinaus auf der Ebene der Planung, der Initiativen und der Verantwortlichkeiten eine wirklich gemeinschaftliche Dimension einbringen sollte „ (LC 1986,86).

Die Gründe, warum das deutsche Mitbestimmungsmodell unverzichtbar ist, lägen in seiner Wirkung. Der Tarifpartnerschaft sei es zu verdanken, dass die erwirtschafteten Güter seit Beginn der Bundesrepublik gesellschaftlich relativ breit verteilt worden seien.

Die Lohnfrage sei der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Sozialpolitik, heiße es in der Katholischen Soziallehre. Dass eine gerechtere Teilhabe für viele erkämpft worden ist, sei ein Stützpfeiler unserer gesellschaftlichen Stabilität. Die betriebliche Mitbestimmung sei, wenn sie funktioniert, eine wesentliche Ursache für den kollektiven Betriebsfrieden. Der Betriebsrat habe also eindeutig eine befreiende Funktion im Betrieb. Interessenvertretung durch den Betriebsrat sei aber „selten vergnügensteuerpflicht, meistens zeitraubend und anstrengend und – Gott sei Dank – manchmal auch zutiefst befriedigend“, erklärte Böhm. Nicht Kontrolle, Druck und Angstmacherei förderten unsere besten Eigenschaften, sondern Vertrauen und das Empfinden, in einigermaßen gerechten Strukturen und Verhältnissen zu leben.

Leider, so erklärte der Leiter der Arbeitnehmerpastoral weiter, habe die Privatisierung der vergangenen Jahrzehnte in nicht wenigen Bereichen der Arbeitswelt dazu geführt, dass die Mitbestimmung geschwächt wurde. Als Beispiel dafür nannte er den Gesundheitsbereich. Er hoffe, dass – nach der Coronakrise – ein Umdenken um sich greift und dort die Privatisierung schrittweise zurückgeschraubt wird. Der Gesundheitsbereich dürfe nicht nur nach marktlichen Gewinnorientierungen funktionieren. Auch die Pflegekräfte bräuchten einen Lohnzuwachs, der den ihnen entgegengebrachten Lobeshymnen während der Krise entspreche.

Betriebsseelsorger Norbert Jungkunz hielt die Laudatio auf den Preisträger Volker Griebel. Seit 30 Jahren fülle dieser das Ehrenamt Betriebsrat aus; 18 Jahre davon als freigestellter Betriebsratsvorsitzender. Auch habe er sich nicht gescheut, die Verantwortung des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden zu übernehmen.“ Durch deine persönliche und verlässliche Arbeit hast du diese Wahlämter mit Vertrauen angefüllt und du hast das Vertrauen der Belegschaft gewonnen und über die Jahre zurückbekommen“, betonte Jungkunz.

Mensch zu bleiben und die Menschlichkeit trotz der gegenläufigen Entwicklungen in der Wirtschaft zu bewahren – das gebe es nicht umsonst. Das koste Lebenszeit.

Bei einem Apfel, so sagte Jungkunz zum „Apfelwirtschafter“ Griebel (er hat einen eigenen, großen Streuobstbaumbestand), stecke die eigentliche Kraft im Kern. Das Kerngehäuse mit seiner fünfzackigen Sternform mache den Apfel stabil. Drehe man den Kern, könne man die Figur eines Menschen erkennen. „Menschlichkeit wird dort sichtbar, wo fünf Werte in ihrem Kern gelebt werden. Es sind Glaube, Hoffnung und Liebe, Gerechtigkeit und Frieden. Sie verhelfen dem Menschen zu einem guten Leben. Es sind Werte, die du lebst und dabei anderen hilfst, diese Werte zu leben, bei dir zu Hause, in deiner Gemeinde, in den Vereinen und in der Arbeitswelt“, schloss Jungkunz.

Griebel ist auch seit 22 Jahren Pfarrgemeinderat in seiner Heimatpfarrei St. Kilian in Bad Staffelstein. Er ist Lektor und Kommunionhelfer sowie Kommunionvater. Er führte lange Jahre junge Christen auf ihren Weg zu Firmung. Er erklärt, der Glaube gebe ihm Stärke und Zuversicht.

Erzbischof Schick überreichte den Preis – eine Bronzeplakette, eine Urkunde, das Preisgeld von 500 Euro und ein von ihm geschriebenes Buch über das Vater unser. Er betonte, es ei ihm wichtig, dass Arbeit und Arbeiter hoch geschätzt werden. Arbeit sei auch Selbstverwirklichung und ein Beitrag dazu, die Welt weiter zu entwickeln. Die Betriebsräte seien ganz wichtig, da mit ihnen eine Atmosphäre geschaffen werde, in der man gerne zusammen arbeitet. Griebel setze sich vorbildlich für die Menschen sowie das Betriebsklima ein und schaffe so Solidarität.

Griebel bedankte sich für den Preis und auch bei seinen Kollegen für die gute Zusammenarbeit. Ebenso dankte er seiner Familie für die Unterstützung und dem Geschäftsführer Otto Trautner, der auch zur Preisverleihung gekommen war, für die gute Zusammenarbeit. Er sei nun schon 44 Jahre bei der Frankenluk. Die fünf Grundsätze der Frankenluk und deren Betriebsrat seien Verantwortung, Eigenständigkeit, Solidarität, Unternehmergeist und Vertrauen.