Preisverleihung "Arbeiter für Gerechtigkeit 2022" an Roland Holler


Erfolgreich für Mitarbeiter und Zukunft des Standorts eingesetzt
Erzbischof Schick zeichnete Schaeffler-Betriebsratsvorsitzenden Roland Holler aus
Roland Holler, Betriebsratsvorsitzender der Schaeffler GmbH&Co.KG Höchstadt ist von Erzbischof Dr. Ludwig Schick mit dem Preis „Arbeiter für Gerechtigkeit“ ausgezeichnet worden. Bei einer Feier im Bistumshaus St. Otto in Bamberg wies der Leiter der Arbeitnehmerpastoral im Erzbistum Bamberg, Dr. Manfred Böhm, auf die große Verantwortung hin, die Holler in den Jahren seiner Betriebsratszugehörigkeit, davon jetzt 12 Jahre als Vorsitzender, übernommen hatte. Er erinnerte vor allem an das Jahr 2020, als am Standort Höchstadt mehr als 450 Arbeitsplätze wegfallen sollten. Dank des Engagements der Arbeitnehmervertretung konnte jedoch deren Erhalt gesichert werden.
„Was habe ich zu tun vor Gott und den Mitmenschen?“ Diese Frage müsse sich, so Erzbischof Schick jeder im Lauf seines Lebens stellen. Roland Holler habe sie in besonderer Weise durch sein Handeln beantwortet. Wenn Arbeitsplätze gesichert sind, wenn Menschen mit ihrer Arbeit zufrieden sind, sei das ein großer Gewinn für das Leben. Daran habe der Geehrte in seinem Verantwortungsbereich mitgewirkt.
Manfred Böhm warf einen Blick zurück. Vor zwei Jahren hatte der Konzern Schaeffler angekündigt, bundesweit 4400 Stellen zu streichen. Am Standort Höchstadt mit seinen damals insgesamt ca. 1600 Beschäftigten sollten mehr als 450 Stellen wegfallen. Außerdem sollte die gesamte Industriesparte komplett ausgegliedert werden. Die Arbeitnehmervertretung wollte sich damit nicht zufrieden zu geben. Man initiierte Warnstreiks, machte seine Empörung auf vielerlei Art und Weise deutlich. Zudem wurde zusammen mit der IG Metall und einem Wirtschaftsinstitut auf ein wirtschaftliches Alternativkonzept zur geplanten Verlagerung hingewirkt. Letztlich konnten der Standort und auch die Beschäftigtenzahl erhalten werden.
Auch in einer früheren Krise des Unternehmens habe sich Holler erfolgreich für die Zukunft des Standortes eingesetzt. „Man sieht, dass die dir eigene Mischung aus phantasiereichen Protesten und symbolischen öffentlichen Aktionen einerseits und hartnäckigem, zähem und mutigem Verhandeln andererseits höchst erfolgreich ist für deine Kolleginnen und Kollegen, die ihr Vertrauen auf dich gesetzt haben“, sagte der Laudator. Ohne ein Betriebsratsgremium, das solche Ideen und Strategien mitträgt, sei ein solches Engagement jedoch nicht zu machen.
Holler hatte 1980 bei der Höchstadter Maschinenfabrik als Azubi angefangen und wurde schon kurz danach in die Jugend- und Auszubildendenvertretung gewählt. Nach einer zweijährigen Zeit bei der Bundeswehr kehrte er zum Unternehmen zurück und wurde dort Vertrauensmann der IG Metall. Er ist auch Mitglied im Konzernbetriebsrat und im Europäischen Betriebsrat. Hollers Werdegang könne man überschreiben mit dem Motto: „Wenn ich gebraucht werde, bin ich bereit, Verantwortung zu übernehmen“, sagte Böhm.
Zu Beginn der Feier hatte der Nürnberger Betriebsseelsorger Martin Plentinger auf die Bedeutung betrieblicher Mitbestimmung hingewiesen. Auch die Kirche unterstütze dies und sende Betriebsseelsorger in die Firmen. Denn ein Unternehmen sei nicht nur eine Kapitalgesellschaft, sondern eine Gemeinschaft von Menschen. Arbeit sei immer auch eine menschliche und soziale Angelegenheit. Der Erhalt von Arbeitsplätzen und die Entlohnung hätten mit dem Selbstwert von Menschen zu tun.
Plentinger bedauerte, dass die Mitbestimmung heute immer mehr in Frage gestellt werde. Betriebsteile würden in Länder verlagert, „in denen Menschen als widerstandsfreie und günstige „Human Ressource“ zur Verfügung stehen“, die Zahl mitbestimmter Betriebe nehme ab und auch die Zahl der Menschen, die im Betriebsrat mitwirken. Jedoch sei „gute“ Mitbestimmung ein Garant für Nachhaltigkeit in Unternehmen. Das Engagement der Betriebsräte erhöhe die Zufriedenheit der Beschäftigten, verhindere Fluktuation. Solche Firmen seien auch wirtschaftlich erfolgreicher. Engagierte Betriebsräte wie Roland Holler zeigten, dass ihnen das Über- und Weiterleben des Betriebes am Herzen liegt.
Der Preis „Arbeiter für Gerechtigkeit“ wurde vom ersten Betriebsseelsorger des Erzbistums, Prälat Norbert Przibyllok, gestiftet. Er geht an Einzelpersonen oder Gremien aus der Arbeitnehmerschaft, die sich in ihrem Einsatz für mehr Solidarität, Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit im Betrieb besonders verdient gemacht haben. Der Preis umfasst eine Urkunde, eine Bronzeplakette und ein Preisgeld.