Zum Inhalt springen

Schöne neue Arbeitswelt – Wo bleibt der Mensch?

Frühjahrsschlung 2015 - Schöne neue Arbeitswelt - Wo bleibt der Mensch?
Datum:
Veröffentlicht: 20.4.15
Von:
Martin Plentinger, Betriebsseelsorge Nürnberg

Seminar für Betriebs- und Personalräte in Obertrubach

Es macht keinen Sinn, für oder gegen die Alpen zu sein, oder sich für oder gegen das Meer und seine Gezeiten zu entscheiden. Es handelt sich um Realitäten, denen man sich stellen muss. Ebenso ist das mit der steigenden Digitalisierung unseres Lebens und damit auch der Arbeit. Die Frage nach der Veränderung der Arbeitswelt durch diese Realität stand im Mittelpunkt der diesjährigen Frühjahrsschulung für Betriebs- und Personalräte und –rätinnen.
Frühjahrsschlung 2015 - Schöne neue Arbeitswelt - Wo bleibt der Mensch?

Es macht keinen Sinn, für oder gegen die Alpen zu sein, oder sich für oder gegen das Meer und seine Gezeiten zu entscheiden. Es handelt sich um Realitäten, denen man sich stellen muss.

Ebenso ist das mit der steigenden Digitalisierung unseres Lebens und damit auch der Arbeit. Die Frage nach der Veränderung der Arbeitswelt durch diese Realität stand im Mittelpunkt der diesjährigen Frühjahrsschulung für Betriebs- und Personalräte und –rätinnen.

Um die 40 engagierte Arbeitnehmer/Innen aus unterschiedlichen Personalvertretungen tauschten Ihre Erfahrungen in Obertrubach aus. Ob Kantine oder Homeoffice, Fertigungsprozess oder Onlineabrechnung in Echtzeit, die digitale Umwälzung unseres Arbeitsalltags ist längst in vollem Gange. Ein dafür oder dagegen steht nicht zur Debatte. Wie aber ist mit den Folgen und Herausforderungen umzugehen? Dort wo Arbeitsprozesse komplexer werden und sich beschleunigen, Leistung sich verdichtet und ein Zwang zum ständigen Lernen neuer Abläufe besteht, ist die Angst vieler Beschäftigter groß, den Anschluss zu verlieren. Die Gefahren von Fremdbestimmung, Selbstausbeutung und zunehmender Kontrolle von Beschäftigten, aber auch die Gefahr, dass Arbeit einfach wegfällt, fordert die Arbeitnehmervertretungen ständig heraus.

Charlie Brandl von Ver.di Berlin ging daher als Referent der Frage nach Fluch und Segen dieser Entwicklung auf den Grund. Als Bereichsleiter für Innovation und gute Arbeit bei ver.di, stand Brandl als kompetenter Gesprächspartner zur Verfügung. Seinen Ausführung zu Folge unterliegt die Arbeitswelt einem gesamtgesellschaftlichen technologischen Trend, einem digitalen Lifestyle, der eine allumfassende digitale Vernetzung vorantreibt. Der allgegenwärtige Computer, das Internet der Dinge oder die digitale Produktion (Industrie 4.0) sind nur eine wenige Schlagworte dieses Prozesses. Auch werden sich Kassen im Einzelhandel in Kürze erübrigen, wenn das Ausgangstor des Supermarktes eigenständig den Warenwert im Einkaufswagen erkennt und zeitgleich die Abbuchung der Rechnung vom Konto auslöst.

Brandl stellte denn auch die entscheidenden Fragen: Was wird aus unsren Jobs durch die digitale Automatisierung? Kann man künftig von seiner Arbeit noch leben oder kommt es zu einer digitalen Präkarisierung? Und schließlich die digitale Kontrolle: Wer verfügt über unsere Daten und wozu?

Und jeder Betriebs- oder Personalrat steht vor neuen Aufgaben: die Gestaltungsspielräume zu nutzen, die sich aufgrund der räumlichen und zeitlichen Disponibilität von vernetzter Arbeit eröffnen (z.B. Wahl von Arbeitsort und Arbeitszeit) – die Belastung und Beanspruchung der Beschäftigten zu minimieren (z.B. Recht auf Nichterreichbarkeit) - Qualifizierung für das vernetzte Arbeiten einzufordern (Stichwort Lebenslanges Lernen) - und schließlich den Schutz der Daten und Persönlichkeitsrechte.

Anliegen der Betriebsseelsorge war es, die Betriebsräte zu ermutigen, in diesen Veränderungsprozessen, die richtigen Fragen zu stellen: Hat nicht jeder von uns das Recht auf Geheimnis, auf verborgene Seiten, auf intransparente Bereiche? Und wem gehört künftig die gewonnene Zeit, die die digitale Beschleunigung der Arbeit hervorbringt? Und schließlich helfen zur Bewertung aller Neuerung zwei entscheidende Fragen: Wem nützt es? Und: Wer hat darunter zu leiden?

Die Veränderungen lassen sich nicht aufhalten – so wie Ebbe und Flut – aber sie müssen gestaltet werden, damit so manche Flutschutzmauer rechtzeitig entstehen kann.

Frühjahrsschlung 2015 - Schöne neue Arbeitswelt - Wo bleibt der Mensch?
Frühjahrsschlung 2015 - Schöne neue Arbeitswelt - Wo bleibt der Mensch?
Frühjahrsschlung 2015 - Schöne neue Arbeitswelt - Wo bleibt der Mensch?
Frühjahrsschlung 2015 - Schöne neue Arbeitswelt - Wo bleibt der Mensch?
Frühjahrsschlung 2015 - Schöne neue Arbeitswelt - Wo bleibt der Mensch?
Frühjahrsschlung 2015 - Schöne neue Arbeitswelt - Wo bleibt der Mensch?