Solidaritätsgottesdienst für die Schaeffler Mitarbeiter

Am Dienstagabend füllten nicht nur die Mitarbeiter der Höchstadter Firma Schaeffler die Stadtpfarrkirche, deren Arbeitsplatz durch eine Strukturveränderungsstrategie der Chefetagen gefährdet ist. Auch Familienangehörige und Betriebsrentner folgten der Einladung des Betriebsrates mit seinem Vorsitzenden Roland Holler zu einem Solidaritätsgottesdienst. Der Gottesdienst wurde auch ins Freie übertragen. Vor dem historischen Ölbergmonument stellte der Betriebsrat ein Transparent auf, das auf die bedrückende Lage der Ungewissheit mangels Information und auf die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes aufmerksam macht. Die Ölberganlage auf dem Kirchplatz war bereits 2009 in der Wirtschaftskrise zu einer „Klagemauer“ der Schaeffler Mitarbeiter geworden. Stadtpfarrer Kilian Kemmer deutete den Begriff Solidarität mit den Worten: „Einer für alle, alle für einen“. Damit meinte er die betriebsinterne Solidarität der Belegschaft in ihrem „Miteinander, Füreinander und Zueinander“. Kemmer, der schon Mitte September an der Betriebsdemonstration teilnahm, verwies zugleich auf Gott als „den einen für alle“ hin.
Manfred Böhm, Betriebsseelsorger der Erzdiözese Bamberg, stellte am Beginn seiner Predigt die provokative Frage, was mehr wert sei, ein Geldbeutel oder ein Arbeitsplatz. Böhm bemerkte in Anlehnung an das Gedicht eines Gewerkschaftsfunktionärs, dass der Diebstahl einer Brieftasche zur Anzeige gebracht werden kann und polizeilich verfolgt wird, die Beseitigung von Arbeitsplätzen nicht. Folglich sei ein Geldbeutel mehr wert als ein Arbeitsplatz. Ausgehend von der Botschaft des Evangeliums betonte Böhm, dass sich die Kirche auf die Seite der Menschen stellen muss, deren Lebensunterhalt und damit deren Existenzgrundlage gefährdet sei. In dieser Parteinahme bedeutet die Gnade Gottes unweigerlich auch, sich mit Mut und Entschiedenheit für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Schaeffler einzusetzen. Der couragierte Betriebsrat verdient Unterstützung für seinen Einsatz durch die gesamte Belegschaft, auch „von den Kollegen, deren Arbeitsplatz nicht gefährdet zu sein scheint“. Die gegenwärtige Pandemie darf nicht für jede Entscheidung als Vorwand dienen, unangenehme Entscheidungen zu Lasten von Menschen und deren Familien zu treffen., so Böhm.
Mit den von Betriebsräten vorgetragenen Fürbitten und dem Segen Gottes endete ein Gottesdienst, in dem die persönliche Betroffenheit der Besucher ganz deutlich zu spüren war. Im Anschluss wurden an der Lourdesgrotte der Stadtpfarrei durch die Gottesdienstbesucher noch Kerzen entzündet. Es ist der Ort in der St. Georgspfarrei, wo jeden Abend um 18.00 h auch für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Schaeffler gebetet wird.