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Trucker-Treffen Kronach

Trucker-Treffen 09.2013 I
Datum:
Veröffentlicht: 17.9.13
Von:
Rainer Glissnik

Die Faszination für die großen Lkws war dem 15-jährigen Alexander Jäkel aus Kronach deutlich anzusehen. Fachkundig erkundete er das Führerhaus eines nagelneuen Trucks gemeinsam mit seinem Freund Jason Rook und fand viele Veränderungen gegenüber dem Vorgängermodell.

„Ich will selbst einmal Lkw-Fahrer werden“, erklärte er auf Nachfrage. Schließlich sind sein Vater und Großvater als Fernfahrer auf Achse. „Bei mir fließt praktisch Benzin im Blut.“ Ihm sind die Schattenseiten dieses Berufs bewusst. Notwendig sei einfach Durchhaltevermögen, meinte Alexander Jäkel. „Sonst kann man diesen Beruf nicht ausüben.“ Erst wenn man in einen solchen Truck einsteige könne man erfahren, wie groß so ein Teil tatsächlich ist und was da alles hinein passt.

Es gibt also noch begeisterten Nachwuchs, wenn auch in diesem Bereich in den letzten Jahren viel versäumt wurde. Es zeichnet sich ein Umdenken ab, auch der Gesetzgeber sorgte für so manche Verbesserung. Aufgrund der niedrigen Erträge im Transportsektor sind allerdings die Löhne sehr gefallen. Gerade unsere Region hat sich auch hier zu einem Niedriglohnsektor entwickelt.

„Das Leben zwischen Lenkrad und Ladefläche ist uns wichtig“, betonte Betriebsseelsorger Norbert Jungkunz von der katholischen Betriebsseelsorge Bamberg. Gemeinsam mit der „Fernfahrerkirche“ organisierten die „Frankenstrolche“ den Truckertag.

„Wir wollen von Fahrern etwas für Fahrer machen“, sagte der Vorsitzende der „Frankenstrolche“ Matthias Lange (Coburg). Fernfahrerseelsorger Norbert Jungkunz lobte dieses Engagement, weil dies Fahrer aus ganz Oberfranken und darüber hinaus zusammen bringe.

Aus einem Hänger, den Sascha Fleischmann (SFT, Küps) zur Verfügung stellte, fand ein Talk am Truck statt, der hautnah Themen der Fernfahrer aufgriff. Ein Gesprächspartner war der Lkw-Fahrer und Buchautor Reiner Rosenfeld. „Sind wir Fahrer unterwegs noch eine Gemeinschaft“, fragte Rosenfeld.

Es kann noch immer ein großartiger Beruf sein, unterstrich Rosenfeld: „Es ist eine echte Faszination. In dem Moment, in dem man in einem Lkw hinein klettert, beispielsweise Sonntagabend, 22 Uhr. Du musst raus fahren, eigentlich stinkt`s dir. Du weißt, deine Arbeitswoche fängt an und du fährst gleich in die Nacht rein. Dann steigst du in deinen Lkw, lässt den Motor an - und auf einmal stimmt die Welt, bei allem Stress den wir haben.“ Sein Truck ist für jeden Fahrer etwas Besonderes, seine Welt, die er gestaltet.

Fernfahrer müssen Pausen einhalten, die sie auch wirklich brauchen. Wichtig ist der Schlaf. Sehr oft werden ruhende Fahrer gestört, müssten mit Verkehrslärm und Hitze kämpfen. Es gibt erste Parklätze mit einem Lärmschutzwall – aber es sind noch ganz wenige, bedauern die Fernfahrer. „Es werden heute noch Parkplätze gebaut, wo wir mit dem Führerhaus zur Autobahn stehen“, beklagte Dieter Wahl. Die Fahrer seien dort oft einem unerträglichen Lärmpegel ausgesetzt, was Messungen belegten. „Ein Stück Schlachtvieh auf dem Transport hat mehr Rechte als wir Fahrer“, beklagte er. „Wir Fahrer haben rechtlich überhaupt keinen Anspruch auf Lärmschutz. Wir haben nur den Anspruch zu erfüllen, zwischen neun und elf Stunden zu schlafen.“

Wichtig wäre gerade auf den Autobahnraststätten die Rücksichtnahme der Pkw-Fahrer auf die schlafenden Fernfahrer. Leider seien meist die Pkw-Parkplätze weiter weg und ruhiger, obwohl doch die Lkw-Fahrer die Ruhe bräuchten. Dies ärgert den engagierten Berufsfahrer, der noch heute jede Woche zweieinhalb- bis dreitausend Kilometer fährt. „Ich bin Fahrer mit Leib und Seele“, betonte er trotz aller Missstände. „Ich liebe diesen Job.“ Er möchte, dass die jüngeren Fahrer ein besseres Leben haben, deshalb engagiert er sich so.

Unsere Lkws haben so viel Technik serienmäßig eingebaut, aber eine Standklimaanlage nicht, beklagte Dieter Wahl (Berufskraftfahrer und stellvertretender Bundesvorsitzender des Bundesverbands Schlafapnoe – Atemstillstand – und Schlafstörungen). Diese werde nur als Sonderzubehör angeboten, das nicht einmal von allen Herstellern. „Warum gibt es diese nicht serienmäßig? Legen Sie sich doch einmal im Sommer in ein Führerhaus!“ Allzu oft wachten die Fahrer dann in ihren überhitzten Fahrzeugen schweißgebadet auf. Den Fahrzeugmotor einzuschalten und dessen Klimaanlage sei verboten. Ein erholsamer Schlaf sei so allzu oft unmöglich.

Reiner Rosenfeld wünschte sich, dass die ganze Gesellschaft stärker ihr Augenmerk auf die Berufskraftfahrer richtet und sieht, was hier geleistet wird. So könnte mehr Verständnis entstehen, warum sich so viele dafür einsetzten, dass sich die Bedingungen für die Fernfahrer verbessern. Wir alle, unsere gesamte Wirtschaft hängen erheblich von den Fernfahrern ab. Welche Massen von Gütern würden gerade nachts bewegt. Die Fahrer würden sich freuen, wenn ihre Leistung mehr anerkannt würde.

Beim Truckertreffen war einiges von den Schwierigkeiten zu erfahren, aber auch die Faszination dieses so verantwortungsvollen Berufes wurde deutlich.

In einem Lkw der Firma Popp konnte jeder Pkw-Fahrer ein kurzes Stück mitfahren und hautnah erleben, wie das Fahren aus der Sicht eines Lkw-Fahrers ist. Wer mitfuhr wird künftig sicher mehr Verständnis für Trucker haben. Transport-Botschafter Thomas Thüringer zeigte eindrucksvoll die Probleme mit dem toten Winkel. Rund 30 Trucks machten sich – mit Fahrgästen, die ein einmaliges Erlebnis geboten bekamen – auf einen Corso durch Kronach. Die Bergwacht und das THW begeisterten mit einem Limokasten-Klettern. Die Kronacher Baseballer hatten ihre Übungsanlage aufgebaut. Dazu gab es tolle Musik und jede Menge Möglichkeiten zum Gespräch.

Trucker-Treffen 09.2013 II