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"Wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn"

Datum:
Veröffentlicht: 11.5.06
Von:
mf

Diskussionsrunde mit Erzbischof Schick und Gewerkschaftlern im Bamberger Kolpinghaus

Wenn es um die Würde der Arbeitnehmer geht, liegen Gewerkschaften und Kirche ganz auf einer Linie. Das war das Fazit einer Diskussionsrunde mit Erzbischof Dr. Ludwig Schick und zahlreichen Gewerkschaftlern am Montag, 8. Mai, im Bamberger Kolpinghaus über den Wert menschlicher Arbeit. Dementsprechend lautete auch das Motto der von der Bamberger Betriebsseelsorge veranstalteten Diskussion: „...denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn“ (Lk 10,7).

 „Wenn es um die Würde der Arbeitnehmer geht, liegen Gewerkschaften und Kirche ganz auf einer Linie. Das war das Fazit einer Diskussionsrunde mit Erzbischof Dr. Ludwig Schick und zahlreichen Gewerkschaftlern am Montag, 8. Mai, im Bamberger Kolpinghaus über den Wert menschlicher Arbeit. Dementsprechend lautete auch das Motto der von der Bamberger Betriebsseelsorge veranstalteten Diskussion: „...denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn“ (Lk 10,7).

Ziel der Gesprächsrunde war es, die momentane Situation in Deutschland und speziell in Franken zu betrachten, zu beurteilen und gemeinsame Lösungsansätze zum anschließenden Handeln zu finden.Verschiedene Beispiele und Fakten aus der Region von Stephan Doll, DGB Nürnberg, Konrad Steib, ver.di Oberfranken Ost und Klaus Forster, IG Bau Oberfranken, die alle die zunehmend schlechteren Bedingungen für Arbeitnehmer aufzeigten, veranlassten Erzbischof Dr. Ludwig Schick, die menschliche Seite aus seiner Sicht zu schildern: „Leider Gottes erlebe ich diese Probleme sehr oft im seelsorglichen Bereich von Mensch zu Mensch. Ich stelle eine große Depression und viele Ängste fest. Besonders unter den Jugendlichen in den Hauptschulen, die kurz vor dem Abschluss stehen, ist es ein großes Elend. Die Sorge keinen Arbeitsplatz zu bekommen, ist enorm groß.“

Dabei handelt es sich seiner Meinung nach um einen Teufelskreis – die Sorgen wirkten sich auf die Familie aus, verursachten Probleme in der Ehe, übertrügen sich auf die Kinder und schließlich auf deren Schulleistungen und Zukunftsperspektiven.

Laut Erzbischof Schick gibt es drei verschiedene Ventile der Depression: zunehmende Aggression, Flucht aus der Realität durch Alkohol, Drogen und Spielleidenschaft sowie Krankheiten.

Sparen keine Lösung

Weitere Gesprächspunkte waren Aussagen der Gewerkschaftler, dass Deutschland nach wie vor Exportweltmeister sei und Tarifverträge häufig nicht bestünden oder nicht eingehalten würden. Überdies wurde die Einführung von Mindestlöhnen gefordert, festgestellt, dass Sparen nicht die Lösung aller Probleme darstelle und wesentlich mehr in (Aus-)Bildung investiert werden müsse. Der Bamberger Oberhirte kritisierte, dass meist nur an einer Seite der Waage gedreht werde. Sprich: Wer die Löhne heruntersetzen möchte, dürfe auch die steigenden Lebenshaltungskosten nicht vergessen.

Der Erzbischof fordert zudem, dass die führenden Politiker mehr international wirksame Rahmenbedingungen schaffen müssten. Die Solidarität, die überwiegend nur unter den Armen vorhanden sei, müsse auf die Gesamtgesellschaft ausgedehnt werden und vor allem der Teufelskreis bei der Ausbildung müsse durchbrochen werden, damit die Jugendlichen wieder Mut haben und ein allgemeiner Stimmungswechsel eintrete. Der Erzbischof geht dabei mit gutem Beispiel voran und bietet im Erzbischöflichen Ordinariat in Bamberg Ausbildungsplätze an.