„Wir verkaufen Luft wie andere Strom“

Erzbischof Ludwig Schick besuchte den Coburger Kompressorenhersteller Kaeser
Die Präzision bei der Herstellung, aber auch das weltweit vernetzte Firmeninformationssystem und nicht zuletzt die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vom Auszubildenden bis zum „Alten Hasen“ – für Erzbischof Dr. Ludwig Schick waren die Erkenntnisse bei seinem Besuch beim Coburger Kompressorenhersteller Kaeser in mehrfacher Weise ein Gewinn. „Das hat mich als einen Menschen, der sehr technikinteressiert ist, alles sehr angesprochen“, bekannte er am Ende des Rundgangs durch die Firmenhallen. Zuvor hatten Vorstandsvorsitzender Thomas Kaeser zusammen mit seiner Frau Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser dem Bamberger Oberhirten einen Überblick über die Firmengeschichte und die Produktion des seit 1919 in Coburg bestehenden Unternehmens gegeben. „Wir verwandeln elektrische Energie in Druckluft. Und wir verkaufen Luft wie andere Strom“, fasst Vorstandsmitglied Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser das Kaeser-Geschäftsmodell kurz und bündig zusammen. Insgesamt sind rund 5500 Mitarbeiter beim Kompressorenhersteller Kaeser weltweit beschäftigt, rund 1900 sind es am Stammsitz in Coburg, weitere 300 im Werk Gera. Durch die globale digitale Vernetzung (Stichwort: Industrie 4.0) ist es möglich, dass alle Mitarbeiter weltweit in sekundenschnelle auf dem gleichen Stand sind, wenn es um Neuerungen und Veränderungen an Maschinen und im Produktionsablauf geht.
Neben der Effizienz in der Produktion ist dem Unternehmen nach den Worten von Thomas Kaeser besonders die ständige Verfügbarkeit von Maschinen und Mitarbeitern ganz wichtig. „So können und wollen wir das beste Preis-Leitungs-Verhältnis gewährleisten.“ Ein besonderes Lob zollte Erzbischof Schick der Unternehmensleitung für ihr Ausbildungsprogramm. So werden pro Jahr 60 Lehrlinge eingestellt, dazu kommen noch 20 Lehrlinge aus Südeuropa und 20 Flüchtlinge, die in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Einer von ihnen ist Ayman Shanana aus Syrien, der seit zwei Jahren zusammen mit seinem Bruder Ahmad bei Kaeser in der Ausbildung ist.
„Das hat einen großen Wert, dass diese jungen Leute hier in ihrer neuen Heimat eine Ausbildung erhalten“, so Erzbischof Ludwig. „Dieses Zusammenleben ist ein wichtiger Beitrag zur Globalisierung. Wenn das System richtig funktioniert, kann es viel für die Welt bedeuten.“ Mit Ayman Shanana unterhielt sich der Bamberger Erzbischof lange in der Ausbildungswerkstatt. Dabei zeigte sich Shanana, der inzwischen gut deutsch spricht und in einer Kaeser-eigenen Unterkunft eine Bleibe gefunden hat, sehr zufrieden mit der Ausbildung und der Integration ins Unternehmen. „Diese speziellen Auszubildenden erhalten bei uns Privatunterricht in Deutsch“, erläutert Thomas Kaeser. „Und bei Bedarf auch einen Förderunterricht. Ansonsten sind sie ganz normal in das Ausbildungsprogramm integriert.“
Im Anschluss an den Rundgang kam der Bamberger Erzbischof, der von Vertretern der Katholischen Betriebseelsorge im Erzbistum Bamberg und Pfarrer Tomasz Dzikowski begleitet wurde, mit den Mitgliedern des Betriebsrates zu einem kurzen Gedankenaustausch zusammen. Dabei machte Schick deutlich, dass Gespräche zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführung immer wichtig seien, denn nur so könnten Probleme angesprochen und auch angegangen werden. Dass es dabei durchaus unterschiedliche Ansichten gebe, sei ganz normal, „denn ohne Spannung fließt kein Strom“, so der Erzbischof. „Und es gibt immer Möglichkeiten, noch etwas zu verbessern. Diese Erfahrungen habe ich auch bei uns im Ordinariat gemacht.“
Nach Schicks Worten sind gute Gespräche wichtig und hilfreich, „denn das wichtigste Kapital eines jeden Unternehmens sind gute und zufriedene Mitarbeiter.“
