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Christa Gerdes aus Forchheim ist „Arbeiterin für Gerechtigkeit“

Christa Gerdes
Datum:
Veröffentlicht: 15.5.19
Von:
Annika Werner

Preisverleihung durch Erzbischof Ludwig Schick

Bamberg. Der Preis „Arbeiter für Gerechtigkeit“ feiert sein zehntes Jubiläum – dieses Jahr hat ihn Erzbischof Ludwig Schick an Christa Gerdes, die ehemalige DGB-Kreisvorsitzende aus Forchheim, überreicht. Am Montagabend erhielt sie im Bamberger Bistumshaus neben einer Urkunde und der Medaille den mit 500 Euro dotierten Preis.

Erzbischof Ludwig Schick erinnerte an den Vers aus dem Johannesevangelium: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“, der sowohl das Wirken Jesu beschreibe als auch den Auftrag der Christen. Der Mensch und sein gutes Leben auf Erden sowie seine Seligkeit im Himmel seien die Aufgaben, die den Christen aufgegeben seien. In der heutigen, schnelllebigen Zeit verlören viele diese aus dem Blick. Christa Gerdes setze sich für den Menschen ein. Als Christin orientiere sie sich an der Haltung Jesu und gehe voran. Der Erzbischof dankte ihr und ehrte sie für ihre vielfältigen Tätigkeiten in den Gewerkschaften, für ihr Engagement für den arbeitsfreien Sonntag, für die Gleichberechtigung der Frauen sowie für die Initiative „bunt statt braun“. 

Die aus dem Ruhrgebiet stammende Diplomphysikerin lebt seit 1984 in Forchheim und arbeitet bei Siemens Healthineers. Manfred Böhm, Leiter der Betriebsseelsorge des Erzbistums Bamberg, würdigte ebenfalls ihren langjährigen ehrenamtlichen Einsatz – besonders bei der IG Metall und im DGB-Kreisvorstand Forchheim. Hier trete sie stets mit Charisma und Autorität sowie sachorientiert auf: „Deine Worte haben Gewicht, sie werden respektiert“, so Böhm. Bei den Tarifverhandlungen der IG Metall zeige sie „Augenmaß und Reife“. Im DGB-Kreisvorstand habe sie sich für den Mindestlohn, Frauenfragen und den freien Sonntag eingesetzt. Christa Gerdes mache sich zudem gegen rechten Populismus stark und sei eine „Demokratin mit Rückgrat, auch wenn es brenzlig wird“. Sie stehe „für ein Stück mehr Gerechtigkeit und Solidarität“.

Betriebsseelsorger Norbert Jungkunz hatte zuvor betont, welche Wichtigkeit der freie Sonntag für die Gesellschaft habe. Es sei ein Tag des gemeinsamen Zur-Ruhe-Kommens, für Muße und die Pflege sozialer Kontakte. Allerdings bedürfe er heutzutage besonderem Schutz, denn er gerate unter „Verwertungs- und Effizienzdruck“, beispielsweise bei Forderungen aus Wirtschaft und Politik für Ladenöffnungszeiten am Sonntag. Jedoch schütze „der gemeinsame Erholungsrhythmus vor psychosozialen Beeinträchtigungen“ und bewahre den Menschen davor, auf „Konsumentengröße“ degradiert zu werden. Jungkunz hob hervor, wie wichtig Menschen seien, die sich wie die „Allianz für den freien Sonntag“ für diese gesellschaftliche Errungenschaft positionierten und einstünden. Denn eins sei ihnen klar: „Der Sonntag ist für den Menschen da und nicht für den Profit.“

Für Christa Gerdes selbst kam die Auszeichnung sehr überraschend. Sie nahm die Ehrung mit viel Freude entgegen und dankte den Menschen, die sie immer durch ihren Rückhalt gestärkt hätten. Des Weiteren wies sie auf die Notwendigkeit hin, heutzutage in noch stärkerem Maße als früher für die Arbeitswelt, aber auch für Demokratie, Freiheit und Frieden zu kämpfen – denn diese seien so gefährdet, wie sie es vor ein paar Jahren noch nicht für möglich gehalten hätte. Nur gemeinsam könne man etwas erreichen.

Der Preis der Katholischen Betriebsseelsorge Bamberg „Arbeiter für Gerechtigkeit“ wurde vom ersten Betriebsseelsorger des Erzbistums, Prälat Norbert Przibyllok, gestiftet. Er geht an Einzelpersonen oder Gremien, die sich besonders stark für mehr Solidarität, Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit einsetzen.

Radiobericht zur Ehrung "Arbeiter für Gerechtigkeit": https://soundcloud.com/erzbistum-bamberg/arbeiterin-fur-gerechtigkeit